Da capo: Im Gespräch

"Erfolgreiche Onlinekommunikation ist nicht das Einbauen eines 'Gefällt mir'-Buttons auf der Website." Michael Kerbler spricht mit dem Kommunikationsberater, Yussi Pick

Mit dem Internet kann man keine Wahl gewinnen, aber durchaus verlieren. Ignorieren sollte man es in Zeiten immer knapper werdender Wahlentscheidungen trotz geringer Wahlkampfressourcen aber auf gar keinen Fall. Diese Ansicht haben deutsche Kommunikationsexperten zur Halbzeit des Bundestagswahlkampfs vertreten. Am 22. September wird in Deutschland der neue Bundestag gewählt, eine Woche später finden in Österreich Nationalratswahlen statt. Diese Einschätzung über die Einflusswirksamkeit des Mediums Online für die Wahlentscheidungen bei beiden Parlamentswahlen teilt auch der Wiener Kommunikationsberater Yussi Pick. Er kritisiert allerdings, dass hierzulande die politische Kommunikation über das Internet im Argen liege. Die österreichischen Parteien sowie Verbände und Organisationen würden im Umgang mit dem Medium immer noch "tollpatschig" agieren, meint Pick. Ein Verschwinden der herkömmlichen Medien sieht er nicht. "Internet ersetzt nicht sehr viel, sondern ergänzt sehr viel", meinte er. Online-Kanäle könnten Journalisten nicht ersetzen. Beispielsweise würden etwa 82 Prozent der links auf Facebook und twitter derzeit nach wie vor zu klassischen Medien führen. Pick sieht eine Entwicklung, die er mit dem Begriff "Echo-Prinzip" umschreibt. Das "Echo-Prinzip" bedeute das Zusammenspiel von alten und neuen Medien und die daraus resultierende Verstärkung von Botschaften. "Erfolgreiche Onlinekommunikation ist nicht das Einbauen eines "Gefällt mir"-Buttons auf der Website, sondern das Einbinden der User." Wie dies die Kommunikation politischer Inhalte verändern wird - immerhin 80 Prozent der Österreicherinnen verfügen über einen Webzugang - darüber spricht Michael Kerbler mit Yussi Pick.

Service

Yussi Pick, "Das Echo-Prinzip - wie Onlinekommunikation Politik verändert", Czernin Verlag, Wien

Mercedes Bunz., "Die stille Revolution: Wie Algorithmen Wissen, Arbeit, Öffentlichkeit und Politik verändern, ohne dabei viel Lärm zu machen", schmaler Band, "edition unseld" des Suhrkamp Verlages

Sandro Gaycken, Constanze Kurz (Hrg.), "1984.exe. Gesellschaftliche, politische und juristische Aspekte moderner Überwachungstechnologien", transcript Verlag, Bielefeld

Peter Schaar, "Das Ende der Privatsphäre. Der Weg in die Überwachungsgesellschaft", C. Bertelsmann Verlag, München, Verlagsgruppe Random House GmbH

Nicholas Carr, "Wer bin ich, wenn ich online bin . und was macht mein Gehirn solange? Wie das Internet unser Denken verändert", aus dem amerikanischen Englisch von Henning Dedekind, Band, Karl Blessing Verlag

Miriam Meckel, "NEXT. Erinnerungen an eine Zukunft ohne uns", Rowohlt Verlag

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