Radiokolleg - Die Oper als Blockbuster

Giuseppe Verdis Dramaturgie der Gefühle
(1). Gestaltung: Martin Adel

Schon mit seiner dritten Oper war Giuseppe Verdi ein Erfolg beschieden, der ihn noch heute zu einem der weltweit berühmtesten Komponisten gemacht hat: Nabucco. Der Gefangenenchor wurde nicht nur zur heimlichen Hymne des jungen Italien, schon bei den Proben zur Uraufführung (am 9. März 1842 an der Mailänder "Scala") sollen die Bühnenarbeiter ihre Tätigkeiten eingestellt haben, weil sie von der Musik so ergriffen waren. Dabei scheinen die Handlungen von Verdis Opern oft geradezu abstrus. Aber sie sind eben nur das Gerüst für archetypische Gefühlsbeziehungen. Und Gefühlswahrheit war das, was Verdi zeitlebens in seinen Werken anstrebte. Und er setzte dafür alles in Bewegung, mischte sich in alles ein: nicht nur in die Inszenierung, auch mit penibelsten Gesangsanweisungen (der "Schöngesang" eines Bellini oder Donizetti, das "Belcanto", konnte ihn nicht überzeugen!); sie sollten ihre Rollen veristisch, "wahrheitsgemäß" darstellen, mit hohler (z.B. Lady Macbeth) oder erstickter Stimme (Rigoletto, Gilda etc.). Und obwohl er die besten Librettisten beschäftigte, mischte er sich selbst noch in kleinste Formulierungsdetails ein, denn erst im knappsten, prägnantesten Ausdruck schienen sie ihm geeignet, sie in packende Musik umzusetzen. Das ihm das bis ins hohe Alter immer wieder gelungen ist - trotz einer enormen kompositorischen Entwicklung bis zu seinem "Falstaff" - beweisen nicht nur, und bis heute, die Beifallsstürme in den Opernhäusern. Beweis sind auch die zahlreichen Arien und Chöre, die weit über das internationale Opernpublikum hinaus sich behauptet haben - und offenbar immer noch "rühren" oder "bewegen". Aber das ist nicht nur ein Erfolgsrezept, das war auch, was Verdi mit großer menschlicher Empathie anstrebte.

Service

Georg Titscher: Viva Verdi. Ein biographischer Opernführer. Amalthea 2012.

Christoph Wagner-Trenkwitz: "Wenn sie auch schlecht singen, das macht nichts!" - Versuche über Verdi. Residenz Verlag 2013.

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