Radiokolleg - Märkte und Moral

Adam Smith und die schottische Aufklärung
(4). Gestaltung: Armin Medosch

Der schottische Moralphilosoph Adam Smith gilt als Begründer der klassischen Ökonomie. In seinem ersten Werk Theorie der ethischen Gefühle (1759) nannte er die Sympathie als Grundlage menschlichen Handelns. Seine Theorie des Marktes ist ein idealtypisches Bild, eine Utopie der bürgerlichen Gesellschaft, erklärt Kulturwissenschafter Joseph Vogl. In Bezugnahme auf de Mandevilles Bienanfabel, argumentierte Smith, dass die Gewinnsucht des Einzelnen das allgemeine Wohl bewirkt. Smith stand jedoch auch hinter der Arbeitstheorie des Werts. Dieser zufolge ist die Arbeit die Grundlage der Erschaffung von Wert und sollte auch Grundlage der Berechnung der Preise sein. Deshalb sei Adam Smith "Marx näher als Hayek", argumentiert der Politologe und Historiker Richard Barbrook.

Im Zeitalter der schottischen Aufklärung wurden in vielen Disziplinen Grundlagen gelegt. So erkannte James Hutton, dass die Erde beständigen Kräften der Veränderung unterworfen war und dass es eine geologische Zeit gab. Nachdem so etwas wie die Bewegungskräfte der Natur entdeckt worden waren, nahm man an, dass es so etwas auch für die Gesellschaft gäbe. In einer Zeit rascher Wirtschaftsentwicklung in Schottland wurden viele althergebrachte Ansichten, die sich auf göttliche Autorität stützten, durch Theorien ersetzt, in denen Mensch und Gesellschaft die Hauptrolle spielten. Smith erkannte, dass der Weg ins Zeitalter größerer Arbeitsteilung führte. Er war gegen Protektionismus, aber für Staatsausgaben für Infrastrukturen. Auch in der Frage der Sklaverei zählte Smith zu den Progressiven. In diesem Radiokolleg werden die vielen Facetten des Adam Smith im Kontext seiner Zeit vorgestellt. Der Zeitgenosse von David Hume, Francis Hutcheson und James Hutton argumentierte in vieler Hinsicht diametral entgegen den Positionen heutiger Neoliberaler, die sich auf ihn berufen.

Service

Heinz Kurz und Richard Sturn, "Die größten Ökonomen: Adam Smith", UTB 2012

Heinz D. Kurz und Richard Sturn, "Adam Smith für jedermann. Pionier der modernen Ökonomie", Frankfurter Allg. Buch 2013

Gerhard Streminger, "Adam Smith", Rowohlt 1999

Adam Smith, "Der Wohlstand der Nationen. Übersetzt und mit einer Einleitung von Horst Claus Recktenwald", Beck 1974

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