Hörbilder

"Ich sprang nur über Gräbelein ..."
Was geschieht, wenn die 24-Stunden-Pflege der betagten Mutter mehr als zwölf Jahre in Anspruch nimmt, erzählt die Autorin am Beispiel ihrer eigenen Großmutter. Ein Feature über Würde im Alter, von Karina Schwann

Am 15. Juli 2006 feierte Franziska Jarosch ihren 102. Geburtstag. Sänger, Blumen und ein herrliches Büfett - das alles hat ihre jüngere Tochter Lore organisiert, sechs Enkel und sieben Urenkel sind aus allen Teilen Österreichs angereist.
Meine Großmutter ist eine zierliche, kleine Frau. So lange ich denken kann, hatte sie graues, hochgestecktes, sehr feines Haar. Sie hat zwei Weltkriege überlebt und zwei Töchter alleine groß gezogen. Seit mehr als zwölf Jahren wird sie von meiner mittlerweile siebzigjährigen Tante gepflegt. Gemeinsam meistern die beiden den Alltag in einer Zweizimmer-Wohnung in Wien Hernals.
Die Oma ist blind, hört sehr schlecht und kann nur mit Hilfe gehen. Ein Altersheim kommt nicht in Frage. Zu groß war ihr Wunsch, im Kreise der Familie alt zu werden. 24 Stunden am Tag ist Tante Lore für ihre Mutter da, mit viel Organisationstalent und Nerven aus Stahl. Pflegerinnen von Sozial-Global wecken die Hundertzweijährige wochentags und übernehmen die anstrengende Körperpflege. Am Wochenende macht das die Tante selbst. Nicht nur aus Kostengründen, sondern auch, um ausschlafen zu können.

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