Leporello

1. Günter Brus: Buch "Essigsaure Tonerde"
2. Fotograf Fabian Weiß über "Wolfskinder"

1. Günter Brus: Buch "Essigsaure Tonerde"

Am Samstag, den 16. November 2013, wird in der Wiener Loft City, der ehemaligen Anker-Brotfabrik, die Ausstellung "Todesreigen mit Catrina" mit Werken von Enrique Fuentes und Günter Brus eröffnet. Die Schau schöpft aus der mexikanischen Tradition des Totengedenkens. Ganz anders als in Europa wird in Mexiko der Tod nicht tabuisiert, sondern als selbstverständlicher Teil des Lebens betrachtet und am "Dia de los Muertos" sogar in einem rauschenden, bunten Fest gefeiert. Auf großformatigen Zeichnungen hat der mexikanische Künstler Enrique Fuentes versucht seine Vorstellung vom Tod auf die Leinwand zu bannen, Günter Brus hat dafür die Bildunterschriften getextet.
In den letzten Jahren hat sich Günter Brus verstärkt dem Schreiben gewidmet. "Essigsaure Tonerde" heißt sein neues Buch, das kommende Woche, am 21. November, bei der Messe Buch Wien präsentiert wird. Ein Hausmittel, das Günter Brus nur allzu gut aus seiner Kindheit in Erinnerung ist. Es soll gegen Insektenstiche, Prellungen und Verstauchungen helfen. Freilich geht es im Buch um ganz andere Blessuren: die offenen Wunden eines langen Lebens, die bei Günter Brus zahlreicher und tiefer sind als bei anderen, denn geschont hat sich der ehemalige Aktionskünstler und Selbstzerstörer nie. Den Tod fürchtet Günter Brus nicht, vielmehr die Zukunft.- Gestaltung: Claudia Gschweitl


2. Fotograf Fabian Weiß über "Wolfskinder"

Der Fotograf Fabian Weiß war drei Monate unterwegs, um Jugendliche in Heimen oder bei Pflegefamilien zu porträtieren. Jugendliche, die zwar Eltern haben, aber dennoch getrennt von ihnen leben, weil das Umfeld für die Kinder nicht passt oder gar schädlich ist. Über die Jugendhilfe in Deutschland finden diese Kinder abseits städtischer Ballungszentren, in ländlichen Gebieten, eine neue Heimat. Fabian Weiß hat seine Fotoserie deswegen "Wolfskinder" genannt. So wurden früher Kinder bezeichnet, die ohne Eltern bei Wölfen im Wald aufwuchsen.
In der Edition Lammerhuber erschienen, wurde die Fotoreportage in dem Buch "Wolfskinder - Jugendhilfe in Deutschland" veröffentlicht, das nicht nur auf der Frankfurter Buchmesse große Beachtung gefunden hat. Es wurde mit dem Förderpreis des Berufsverbandes Freier Fotografen und Filmgestalter, dem Alfred Fried Fotopreis und dem deutschen Fotobuchpreis ausgezeichnet. In der Begründung wird vor allem die sensible Art und Weise hervorgehoben, wie sich der Fotograf den Jugendlichen nähert. Wie er unaufgeregt und respektvoll den Alltag der "Wolfskinder" jenseits ihres Elternhauses nachzeichnet und zeigt, wie sie sich behaupten, wie sie Heimweh erleben. Aus der Perspektive der Jugendlichen eingefangen, kommen sie in Gesprächsnotizen und Briefen zu Wort und sprechen über ihre Träume, ihre Wut und ihre Wünsche. Fabian Weiß selbst lässt die Bilder unkommentiert auf den Betrachter einwirken.- Gestaltung: Ursula Mürling-Darrer

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