Gedanken für den Tag

Von Ines Knoll, evangelische Pfarrerin. "Es ist, was es ist" - Zum 25. Todestag von Erich Fried. Gestaltung: Alexandra Mantler

Mut und Glück, wenn die sich zu einem Menschen gesellen, ist der Anfang schon gemacht, der Fuß schon gesetzt in eine Fremde, die doch Heimat werden kann, weil das Zuhause die Sprache ist, die einer mit sich trägt und die den trägt, der sein Schicksal nie verwinden kann und das der anderen auch nicht, es sei denn, er kann darüber sprechen und unvergessen machen...

Einmal wird Erich Fried gefragt, was ihm denn den Mut gegeben habe, nach den schrecklichen Erfahrungen an der deutschen Sprache festzuhalten und das Schreiben in dieser Sprache zu seinem Beruf zu machen.

Erstens habe er die Sprache geliebt. Liebe Sprache Du. Zweitens habe sein Vater gesagt, er wolle darüber schreiben, "wenn er lebend rauskommt". Er ist aber nicht rausgekommen. Der Sohn tritt die Erbschaft der Wortklage an. Was immer wieder geschieht, soll nie wieder geschehen.

"Dann wieder", schreibt Erich Fried

"Was keiner geglaubt haben wird
was keiner gewusst haben konnte
was keiner geahnt haben durfte
das wird dann wieder
das gewesen sein
was keiner gewollt haben wollte."

Es ist zum Verrücktwerden. Es gibt kein Entrinnen. Aber sagen zu können, dass es so ist, ist schon ein erster Akt der Befreiung.

In England wird Erich Fried im jüdischen Refugee Commitee nach seinen Berufsabsichten gefragt. "Ich will ein deutscher Dichter werden", gibt er zur Antwort. Und er wird, was er werden muss, denn Fried muss dichten - wie so viele vor, mit und nach ihm - um überhaupt dieses Leben zu ertragen. Er hat das "Glück", nicht heimisch zu sein im Fluchtland, darum bleibt ihm die Sprache. Es ist ein Anfang. Im Anfang war das Wort - ist es - für immer!

Service

Alexander Tschernek

Buch, Klaus Wagenbach und Volker Kaukoreit (Hg.), "Erich Fried. Gesammelte Werke", Verlag Wagenbach

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Johann Christian Schickhardt/um 1682 - 1762
Album: BLOCKFLÖTENSONATEN DES BAROCK
* Adagio - 2.Satz (00:02:16)
Titel: Sonate für Blockflöte und B.c. in D-Dur
Solist/Solistin: Karl Stangenberg /Blockflöte
Solist/Solistin: Alfred Lessing /Viola da gamba
Solist/Solistin: Max Frey /Cembalo
Länge: 02:00 min
Label: Metropolitan 59063

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