Radiokolleg - Kalligrafie der Töne

Musik zwischen Ostasien, Europa und USA (2). Gestaltung: Brigitte Voykowitsch

Jeder einzelne Ton lebt. In Kombination miteinander bilden sie Linien, wie man sie in der japanischen Kalligrafie malt: Das bezeichnet der Komponist Toshio Hosokawa als eines der grundlegenden Merkmale traditioneller japanischer Musik.

Hosokawa, der 1955 in Hiroshima geboren wurde, begann sich mit dieser Musik allerdings erst in Deutschland zu beschäftigen, wo er sich zum Studium westlicher klassischer Musik aufhielt. Heute schöpft er aus beiden Traditionen und versteht sich weder als japanischen noch als europäischen, sondern als zeitgenössischen Komponisten. Eine große Inspiration für Hosokawa war der 1996 verstorbene Törü Takemitsu, der in Werken wie "November Steps" die beiden musikalischen Welten einander gegenüber stellte.

Bei den Salzburger Festspielen 2013 wurde Hosokawas "Klage für Sopran und Orchester auf Texte von Georg Trakl" uraufgeführt. Zur Komposition angeregt hat Hosokawa das Foto einer Mutter, "die nach dem Tsunami vom 11. März 2011 den Körper ihres Kindes an der Küste suchte und ihren tiefen Schmerz dadurch bewältigte, dass sie ihm singend Ausdruck verlieh." Zuvor hatte Hosokawa mit Sternlose Nacht und Voiceless Voice in Hiroshima bereits ein Memento an die Zerstörung Dresdens und eines an den Atombombenabwurf auf seine Geburtsstadt Hiroshima komponiert, auch da aber auf Texte von Georg Trakl zurück gegriffen.

Für europäische Musiker/innen, etwa die Mitglieder des Österreichischen Ensembles für Neue Musik, die im Sommer 2013 wieder Hosokawa spielten, eröffnen sich mit Takemitsu und Hosokawa ganz neue Zugänge zu ihren eigenen - westlichen - Instrumenten.

Service

Toshio Hosokawa: Stille und Klang, Schatten und Licht. Gespräche von Toshio Hosokawa mit Walter-Wolfgang Sparrer, Wolke 2012
Toru Takemitsu: Confronting Silence. Selected Writings, Scarecrow 1995
Peter Burt: The Music of Toru Takemitsu, Cambridge University Press 2006
Christian Utz: Komponieren im Kontext der Globalisierung. Perspektiven für eine Musikgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts, Transcript 2014
Kenjiro Miyamoto: Klang im Osten - Klang im Westen. Der Komponist Toru Takemitsu und die Rezeption europäischer Musik in Japan, Pfau 1996

Flyer Ouverture Spirituelle

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Toshio Hosokawa
Vorlage: Sammlung "Manyoshu"
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Sanu no Chigami no Otome
Titel: WERKE VON TOSHIO HOSOKAWA
Titel: Koto uta < Koto Lied > - für Gesang und Koto
Textanfang: Ajimano ni yadoreru kimi ga
Anderssprachiger Textanfang: In Ajimano hält mein Geliebter sich auf
Solist/Solistin: Kyoko Kawamura /Gesang und Koto < japan. Wölbbrettzither >
Länge: 01:18 min
Label: Kairos/edel 0012172 KAI

Komponist/Komponistin: Toshio Hosokawa
Gesamttitel: WERKE VON TOSHIO HOSOKAWA
Titel: Voyage I - für Violine und Ensemble
Solist/Solistin: Asako Urushihara /Violine
Ausführende: musikFabrik
Leitung: Peter Rundel
Länge: 01:10 min
Label: Kairos/edel 0012172 KAI

Komponist/Komponistin: Toshio Hosokawa
Album: Musikprotokoll 1994/8 - (Angster/Johns/Wambach) - II
Titel: Vertical Stime Study I (1992) / ÖE
Untertitel: für Baßklarinette, Violoncello und Klavier <1>
* (Appl.: 1.25 FO) <2>
steirischer herbst 1994
MP 1994/8
Solist/Solistin: Armand Angster /Baßklarinette
Solist/Solistin: Gregory Johns /Violoncello
Solist/Solistin: Bernhard Wambach /Klavier
Länge: 00:35 min
Label: Schott

Komponist/Komponistin: Toshio Hosokawa
Titel: CD2/Cut7
"Melodia II"
Länge: 01:30 min
Label: Nippon Columbia Co, Ltd 1983

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