Von Tag zu Tag

"Wie die Völkerwanderung erfunden wurde". Gast: Stefan Donecker. Moderation: Natasa Konopitzky. Anrufe kostenlos aus ganz Österreich unter 0800 22 69 79

Von 400 bis 600 nach Beginn unserer Zeitrechnung wanderten die germanischen Völker durch Europa. Die heldenhaften Germanen brachten das übermächtige Rom zu Fall und sind die Vorfahren der Deutschen. Nach Ansicht der heutigen Forschung ist dies falsch - der Historiker Stefan Donecker bezeichnet diese historische Betrachtungsweise der Spätantike als "Meistererzählung des Nationalismus".

Zwar gab es in der Spätantike Wanderungsbewegungen, aber die Bezeichnung "Völkerwanderung" führt in die Irre: Es zogen zwar Stämme oder Teile von Stämmen durch Europa, aber diese Gruppen waren ethnisch nicht einheitlich zusammengesetzt.

Und die Germanen waren kein gemeinsam handelnder politischer Verband, der sich gegen Rom auflehnte. Die Idee der germanischen Völkerwanderung begann sich erst im 16. Jahrhundert zu entwickeln und erreichte im 19. und 20. Jahrhundert ihren Höhepunkt.

Stefan Donecker beschäftigt sich am Institut für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften mit der Geschichtskonstruktion Völkerwanderung.
Natasa Konopitzky spricht mit dem Historiker über den Begriff "Volk", deutschen Nationalismus und ideologische Geschichtskonstruktion.

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