Gedanken für den Tag

28. Dezember 2013, 06:56

Gott ist in den Wunden der Menschheit da
Ein paar Tage nach Weihnachten begehen Christinnen und Christen ein grausam anmutendes Gedenken: den Tag der unschuldig getöteten Kinder. Im Matthäusevangelium wird erzählt, dass König Herodes die mit Jesus gleichaltrigen Kleinkinder durch seine Soldaten hat töten lassen. Er wollte damit seine Macht stabilisieren - ob aus berechnendem politischem Kalkül oder aus purer Angst und Schwäche.

Ist dieses schreckliche Ereignis noch weihnachtliche Frohbotschaft? Was hat das mit Weihnachten zu tun? Man muss tatsächlich lange nach dem wahren Kern dieser dunklen biblischen Erzählung suchen: Mich erinnert sie daran, dass Weihnachten keine Romanze ist, sondern mit unserer brutalen Welt zu tun hat - mit dem, was wir Menschen aus dieser Welt machen: Brutalität, Vernichtung, Zerstörung, die Missachtung der Schwachen und Schwächsten, usw. Und noch schlimmer ist die Unempfindlichkeit vieler dieser Not gegenüber.

Aber noch mehr sagt mir diese Erzählung vom Kindermord in Bethlehem, dass Gott in den Verletzungen und Wunden der Menschheit da ist. Es gibt keine Gottverlassenheit. ER ist in jeder Finsternis und Hoffnungslosigkeit. Es ist ein Markenzeichen Gottes, dass ER "heruntergekommen" ist. Weltnot ist Gottesnot. Das gehört unbedingt zur weihnachtlichen Botschaft dazu. Man muss das Glitzerpapier wegtun, um das wirkliche Geschenk von Weihnachten zu begreifen.

Die Kinder von Bethlehem sind mir übrigens ans Herz gewachsen. Vor zwei Jahren war ich mit 200 Schülern, Erwachsenen, Künstlern und Animateuren in Bethlehem, um mit tausenden palästinensischen Kindern und deren Eltern vor der Geburtskirche ein mehrtägiges Fest zu feiern: mit sehr viel Freude und Ausgelassenheit. Es ist gut, wenn die Kinder von Bethlehem lachen und tanzen.

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