Memo - Ideen, Mythen, Feste

"Die gestohlenen Gebeine der Heiligen" - Kaspar, Melchior und Balthasar in Köln. Gestaltung: Wolfgang Slapansky

Vor 850 Jahren (1164) kam in Köln eine sonderbare Fracht an. Es waren Kisten voller Knochen, ganz besondere Knochen, angeblich die Gebeine der biblischen "Weisen aus dem Morgenland", die als Kaspar, Melchior und Balthasar in die Überlieferung eingegangen sind. Die vermeintlichen Gebeine der "Heiligen Drei Könige", zu denen die Sterndeuter bald mutierten, hatten sich ursprünglich in Konstantinopel befunden und wurden von einem Sohn Konstantins dem Mailänder Bischof Eustgorius geschenkt.

Rund 700 Jahre lagen die Knochen in einem Sarg in der Mailänder Bischofskirche. Diese wurde jedoch im Jahr 1164 durch Soldaten von Kaiser Friedrich Barbarossa zerstört und geplündert. Die Reliquien der Heiligen Drei Könige kamen als Kriegsbeute schließlich nach Köln in den Dom, wo ab dem Mittelalter ein bedeutender Wallfahrtsort entstand und die besonderen Heiligen bis heute verehrt werden.

Dass es sich bei den Gebeinen tatsächlich um Überbleibsel der "Magier aus dem Osten" handelt, wird von Expert/innen höchst angezweifelt. Nichtsdestoweniger ziehen sie alljährlich Hunderttausende von Touristinnen und Touristen an. Für Kaiser Friedrich jedenfalls war der Besitz der "Heiligen Drei Könige" politisch wichtig, vermochte er doch so seine Herrschaft zu festigen und gegenüber dem Papst abzusichern. Nun konnte der Kaiser ein unmittelbar von Gott gestiftetes Kaisertum vorweisen, das nicht der Bestätigung durch den Papst bedurfte.
"Memo" lädt ein zu einem akustischen Rundgang durch den Kölner Dom, zum Dreikönigenschrein, zu Legenden über die Magier aus dem Osten, und damit in ein bedeutendes Kapitel der europäischen Kirchengeschichte.

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