Leporello

Anblicke und Einsichten: Doris Uhlich über die Kunst des Nackt-Tanzes

Muskeln erbeben, Bauchfalten schlagen sanfte Wellen, Haut klatscht auf Haut: "Flying Flesh" - "fliegendes Fleisch" heißt der Tanz, den die Choreografin Doris Uhlich entwickelt hat. In ihrem Projekt "More than naked" versammelt Uhlich 20 nackte Tänzer auf der Bühne des Wiener WUK, allesamt befreit vom Korsett textiler Hüllen - und frei auch von Zuschreibungen wie "erotisch", "jung", "fit" oder "alt", "gebrechlich" und "hässlich". - Was Doris Uhlich interessiert, ist die pure materielle Masse: das gesamte weiche, bewegliche Fleisch, das der Mensch auf den Knochen hat. Für dieses hat sie eine "zeitgenössische Fetttanztechnik" entwickelt.

Schon in früheren Tanzproduktionen hat sich die 1977 geborene Tänzerin und Choreografin Doris Uhlich allgemeinen Vorgaben widersetzt. So hat sie Körper in ihrem Alterungsprozess oder Körper, die keinem Schlankheits- Fitness- oder Jugendlichkeitsdiktat gehorchen, ins Blickfeld gerückt. Und auch in ihrer aktuellen Produktion "more than naked" reagiert Uhlich widerständig auf den herrschenden Zeitgeist: Im globalen Netz, so ihre Beobachtung, agiert jeder User, jede Userin, vornehmlich als Einzelperson, selbst die sogenannten "Communities" verlieren sich in ausufernder Bedeutungslosigkeit. Doris Uhlich träumt von einer Bewegung, die den Einzelnen aus seiner Ver-einzelung herausholt und in einer echten Community, einer Gemeinschaft aus dem Geist der Kunst zusammenführt.- Gestaltung: Christa Eder

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