Radiogeschichten

"Ein Leben im Voraus" und "Das heulende Haus". Von Arno Schmidt (100. Geburtstag am 18. Jänner). Es liest Peter Matic. Gestaltung: Edith Vukan

Friedrich Stürenburg, pensionierter Vermessungsrat, lädt regelmäßig einen kleinen Bekannten- und Freundeskreis in sein Haus am Steinhuder Meer. Hier - auf der Terrasse oder vor dem Kamin - gibt der behäbige Mittsiebziger seltsame, schaurige und skurrile Geschichten zum Besten, die er erlebt haben will und die seine Gäste unterhalten sollen.

Der Zyklus "Stürenburg-Geschichten" umfasst neun Erzählungen. Geschrieben wurden die Geschichten von Arno Schmidt in der Mitte der 50er-Jahre des letzten Jahrhunderts als "Brotarbeiten" für verschiedene Zeitungen. Der finanzielle Erfolg allerdings, den sich Schmidt erhofft hatte, blieb aus. Zugleich führte Schmidt mit diesen Geschichten vor, wie man Geschichten von Autoren des 18. oder 19. Jahrhunderts in Anekdoten wiederbelebt, indem er Inhalt und Form "ausborgte".

Arno Schmidt, geboren am 18. Jänner 1914 in Hamburg, starb am 3. Juni 1979 in Celle. Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft arbeitete er als Übersetzer und Schriftsteller. Völlig mittellos lebten er und seine Frau in wechselnden Notunterkünften.

Seine erste Veröffentlichung war der Erzählband "Leviathan" (1949). Umstritten blieb Schmidt Zeit seines Lebens. 1955 ließ man ihn wegen Gotteslästerung und Pornografie gerichtlich verfolgen. Schmidt zählt zu den bedeutendsten Schriftsteller/innen im deutschen Sprachraum nach dem 2. Weltkrieg. Sein Werk gilt allerdings noch heute als schwer zugänglich. Traditionelles Erzählen ist bei ihm mit avantgardistischer Schreibtechnik verbunden - Wortneubildungen, eigene Orthografie, Lautmalereien.

Die wichtigsten Titel: "Das steinerne Herz", "Brand's Haide", "Zettels Traum" (1970), "Die Schule der Atheisten", "Abend mit Goldrand".

Service

Arno Schmidt, "Stürenburg-Geschichten", hrsg. von Thomas Kluge, Insel Verlag 2009

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