Gedanken für den Tag

29. Jänner 2014, 06:56

Wenn man sich nun darauf einigen kann, dass ein Flirt eine Annäherung mit beschränkter Haftung darstellt, ist dann die Maske selbst ein Utensil der Distanz oder jenes der Distanzlosigkeit? Ein Perchtenlauf entfesselt schließlich auch Stimmungen, die man das ganze Jahr über mit mehr oder weniger Mühe unter Kontrolle behält: die Lust am Lautsein, am Drohen, am Schrecken bis hin zu tätlicher Aggression in der Anonymität der Maske. Hier bedient die Maskierung dieselben Mechanismen, die manchmal anonyme Leserbriefschreiber oder Poster im Internet antreiben: im Schutz der Namenslosigkeit und der Gesichtslosigkeit werden Boshaftigkeiten zum Besten gegeben, die dieselbe Person öffentlich nie auszusprechen gewagt hätte.

Boshaftigkeiten, die aber dennoch das Gegenüber auch aus dem Verborgenen treffen und sogar langfristig zerrütten können. So ist jene Maske beschaffen, die einen Schwächling stark wirken lässt, einem Nichternstzunehmenden plötzlich Gewicht verleiht, wenn auch im Negativen. Gewicht ist es immer noch allemal. Manche bevorzugen es, lieber gefürchtet zu werden, bevor sie es ertragen müssten, ignoriert zu werden - oder gar nicht erst wahrgenommen worden zu sein. Hier ist es weder das Spielerische noch ist es das Erotische, das die maskierte Person antreibt, sondern ihre Minderwertigkeitsgefühle und deren Kompensierung, mit Hilfe derer die Selbstwertigkeit wieder hergestellt werden soll. Hergestellt mit ungefähr demselben langfristigen Nutzen wie dem Verwenden einer brüchigen Krücke statt des natürlich wesentlich langwierigeren und fordernderen mühevollen Trainierens, des langfristigen Behandelns und Heilens eines verletzten Beines.

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