Radiodoktor - Medizin und Gesundheit

Trauma Herzstillstand - Psychische Belastungsstörung nach dem Infarkt

Ein überlebter Herzinfarkt hinterlässt mehr als nur eine Narbe im Herzmuskel. Vielmehr erschüttert er bei vielen Betroffenen den Glauben an die eigene Unverwundbarkeit. Wird das traumatische Erlebnis nicht gut verarbeitet, so kann es zum Bild der posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD) kommen, wie man es von Personen kennt, die Naturkatastrophen, Unfälle oder Gewalterfahrungen durchgemacht haben.
Neben unspezifischen Symptomen, wie Schlafstörungen, Nervosität, Schreckhaftigkeit oder einer verringerten Stresstoleranz, kann es auch zu "Flash-Backs", also dem sehr intensiven Wiedererleben des Traumas kommen. Selbst erneute Herzbeschwerden, allerdings ohne organischen Befund, treten auf.
"Von den Infarktpatienten sind wahrscheinlich zwischen 10 und 30 Prozent massiv traumatisiert", so der Gesundheitspsychologe Alexander Urtz. Vermutlich leiden zwischen 35.000 bis 78.000 Personen in Österreich an den psychischen Folgen einer Herzkreislauferkrankung und benötigen eine spezielle Trauma-Behandlung. Vor allem, weil das Vorliegen einer posttraumatischen Belastungsstörung das Risiko für einen Re-Infarkt verdoppelt. Dennoch wird dieser Thematik noch sehr wenig Augenmerk geschenkt.
Als sehr wirkungsvolle und international anerkannte Form der Trauma-Therapie gilt die EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing). Ins Deutsche übersetzt "Augenbewegungs-Desensibilisierung und Wiederaufarbeitung".
Diese Methode wurde von der Amerikanerin Dr. Francine Shapiro in den späten 1980ern entwickelt. Sie entdeckte, dass sich psychische Belastungen verringern, wenn die Augen schnell und rhythmisch bewegt werden, während die Betroffenen an das auslösende Trauma denken, bzw. darüber erzählen.
Obwohl es dabei nötig ist, sich nochmals intensiv mit der Situation des Herzinfarktes auseinanderzusetzen, kann diese Methode auch bei Herzpatienten zum Einsatz kommen, so sie aus medizinischer Sicht stabil genug sind.
Radiodoktor Univ.-Prof. Dr. Manfred Götz widmet sich in der aktuellen Ausgabe mit seinen Gästen dem Psychotrauma Herzinfarkt und diskutiert, wie man nach einem existenzbedrohenden Ereignis sein Leben wieder in den Griff bekommen kann.

Eine Sendung von Dr. Ronny Tekal.
Redaktion: Dr. Christoph Leprich

Service

Mag. Alexander Urtz MBA
Klinischer- und Gesundheitspsychologe
Herz-Kreislauf-Zentrum Groß Gerungs
Kreuzberg 310
A-3920 Groß Gerungs
Tel.: +43/2812/8681 555
E-Mail
Herz-Kreislauf-Zentrum Groß Gerungs

Dr.in Sylvia Wintersperger
Fachärztin für Psychiatrie, Psychotherapeutin, Psychoanalytikerin
Zentrum für angewandte Psychotraumatologie
Penzingerstraße 52/7
A-1140 Wien
Tel.: +43/1/897 26 16
E-Mail
Zentrum für angewandte Psychotraumatologie

EMDR-Institut von Dr. Wintersperger
Zentrum für angewandte Psychotraumatologie
Österreichisches Netzwerk für Traumatherapie
EMDR-Netzwerk Österreich
Berufsverband der Österreichischen PsychologInnen
Österreichischer Herzverband
Weißer Ring (Hilfe für Verbrechensopfer)
Fachgesellschaft für Verhaltenstherapie
ESRA - Beratungs- und Behandlungszentrum
Deutschsprachige Gesellschaft für Psychotraumatologie
Hans Morschitzky über Psychotraumatologie
Leben nach dem Herzinfarkt
Hilfe für Angehörige im Umgang mit Herzinfarktpatienten
Radiodoktor-Infomappe "Traumatherapie - Hilfe für Opfer von Gewalt und Folter"

Francine Shapiro, "Frei werden von der Vergangenheit: Trauma-Selbsthilfe nach der EMDR-Methode", Kösel Verlag 2013

Stanko Jeraj, "Herzinfarkt! - 26 glückliche Jahre danach", Utz Verlag 2009

Jörn Karlipp, "Mein Schutzengel im Dauerstress: Ein Leben nach dem Herzinfarkt und Schlaganfall", Books on demand 2013

Christiane Sautter, "Wenn die Seele verletzt ist: Trauma - Ursachen und Auswirkungen",
Verlag für systemische Konzepte 2012

Thomas Ehring, Anke Ehlers, "Ratgeber Trauma und Posttraumatische Belastungsstörung: Informationen für Betroffene und Angehörige", Hogrefe Verlag 2012

Sendereihe