Radiokolleg - Glatt rasiert und wild gelockt

Haarmoden im Wandel der Zeit (1).
Gestaltung: Sabine Nikolay

Dass der Mensch vom Affen abstammt, ist evident: Die Haut des homo sapiens ist von einem Fell bedeckt, das zwar nicht mehr wärmt und in unterschiedlicher Dichte vorhanden ist, jedoch in manchen Körperregionen geradezu luxuriös sprießt und als Blickfang dient. Kopf- und Körperhaare machten im Lauf der Zeiten und Kulturen zahlreiche Bedeutungswandel durch - und sind auch heute Grund für Freude, Frustration und Scham.

Langes Kopfhaar zierte einst den freien Mann und die freie Jungfrau. Bei Eheschließung musste der natürliche Kopfschmuck unter einer züchtigen Haube verschwinden - bis heute ein Brauch in jüdisch-orthodoxen Familien. Muslimas sind ebenfalls dazu angehalten, ihr Haar zu verstecken - doch gerade in islamisch-orthodoxen Ländern wie dem Iran wird die Wahl des Kopftuchs und die Art es zu tragen zum Politikum.

Sklaven und Leibeigenen wurde der Kopf geschoren. Die Demütigung, mit der Freiheit auch das lange Haar zu verlieren, setzt sich bis ins 20. Jahrhundert fort, in dem in KZs, im Gulag, beim Militär, in Straflagern und Gefängnissen und bis heute auch in Guantánamo den Häftlingen die Köpfe geschoren wurden. Das Kopfhaar war also immer Indikator für die Stellung des Menschen in der Gesellschaft, Länge und Styling betonten nicht nur die Individualität, sondern auch politische Einstellungen, wie bei Hippies, Skinheads und Punks deutlich sichtbar wird.

Doch auch die der öffentlichen Wahrnehmung weitestgehend entzogene Körperbehaarung war immer einem Wandel der Moden unterworfen. Konnte Nena noch mit üppig sprießendem Achselhaar auf die Bühne, gilt heute Kahlschlag als Muss - und das bezieht sich nicht nur auf die genannte Körperregion. Gesichtshaare wie Augenbrauen und Oberlippenbehaarung werden penibel getrimmt oder gleich durch Tattoos ersetzt, und viele Männer rasieren sich heute nicht mehr nur das Kinn.

Und wie steht es mit Frisuren, Tönungen, Färbemitteln? Was tun wir unseren Haaren an, damit sie unseren Schönheitsvorstellungen entsprechen? Egal ob afrikanisches, asiatisches oder europäisches Haar, meist gilt: Das andere ist schöner als mein eigenes Haar. Und so wird mithilfe starker chemischer Mittel eingedreht, geglättet, gebleicht, gefärbt, getönt - bis eines Tages nichts mehr hilft: dann müssen die Haare ab.

Wer aber das Pech hat, früh unter Haarausfall zu leiden, dem kann heute mit Transplantationen geholfen werden, denn Haare gelten zunehmend auch als wichtiger Schmuck des modebewussten Mannes.

Service

Literatur:
Chris Martin, A Gentleman's Guide to Beard and Moustache Management
Michael Rogall, Haarsprechstunde
Ralph M. Trueb, Doris Lier, Hauptsache Haar
Dieter Baacke, Jugend und Jugendkulturen, Darstellung und Deutung

Besuchte Friseursalons:
BundyBundy
Haarmonie

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