Zeit-Ton

31. März 2014, 23:03

Die Neuen Vocalsolisten Stuttgart gastierten am 19. März im Wiener "Porgy & Bess", eingeladen von der Musikalischen Jugend. - Für die siebenköpfige Stammbesetzung scheint es auf der Skala gesangstechnischer Schwierigkeiten nach oben keine Grenze zu geben. Selbst ein heutiger Mozart käme aus dem Staunen nicht heraus.

Das illustre Mini-Ensemble begnügt sich aber nicht mit schierer Virtuosität, sondern lenkt bei der Repertoireauswahl sein Augenmerk auf hohe kompositorische Qualität im Bereich der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts. Uraufführungen prominenter Komponistinnen und Komponisten stehen im Vordergrund. Die Auftritte in Hauptstädten Europas und Amerikas sind mittlerweile sonder Zahl.

Das vom ORF in Wien mitgeschnittene Programm enthält musikalische Kostbarkeiten. Zum Beispiel solche von Lucia Ronchetti, deren musikdramatische Arbeiten gestisch aus dem Geist der Musik sich entfalten und eine Szenerie nicht benötigen. Sie nennt derlei Stücke "Drammaturgia", wobei die Textstränge auch simultan ablaufen. Anregungen findet sie in der Literatur und der bildenden Kunst, bei italienischen Gegenwartsautoren und, im Zusammenhang mit ihren "Blumenstudien", bei Gesualdo da Venosa, dessen Madrigalkunst mehr oder weniger verdeckt im Hintergrund von Ronchettis Musik immer wieder mitschwingt. - In der Madrigal-Atmosphäre schwebt auch die "Scriptvra Antiqva" des Spaniers José M. Sánchez-Verdù. Schrift als solche hat für ihn spirituelle Bedeutung, was sich etwa in seinem Klangtheater (das auf Theater verzichtet) "Buchstabe - Gärten der Schrift" manifestiert.

Da hat Carola Bauckholt, einst Schülerin von Mauricio Kagel, einen völlig anders originellen Zugang zur Musik, hörbar in ihrem A-cappella-Stück "Stroh". - Luciano Berio war es, der seinerzeit die neue Vokalmusik wesentlich weiter entwickelt hat, nicht zuletzt mittels seiner Sprachexperimente und musiktheatralischen Arbeiten. So ist "A Ronne" für "5 Akteure" geschrieben, ursprünglich eine radiophonische Dokumentation, nach einem Gedicht von Sanguinetti, danach von ihm bearbeitet für Aufführungen mit und ohne Elektronik.

Sendereihe

• Sound Art: Zeit-Ton