Radiokolleg - Ökologische Gerechtigkeit

Umweltschutz sozial gedacht
(1). Gestaltung: Ilse Huber

Jeder ist gern unterwegs, aber niemand will dort leben, wo alle unterwegs sind. An der Autobahn, an der Hochleistungszugstrecke. Aber manche müssen es. Sie können es sich nicht anders leisten als dort zu leben, wo einem eben der Verkehr um die Ohren braust. Wo Abgase in die Luft gepufft werden, wo der Damm oder die Fahrbahnen den Raum zerschneiden. Die Investition in die Verkehrsnetze schafft zwar Transportverbesserungen, aber auch "räumliche Verlierer".

Ihre Existenz deckt auf, dass es Unterschiede, Ungleichheiten zwischen den Menschen gibt: jene, die sich Ausblick, reine Luft und Ruhe leisten können und jene, die schlechtere Bedingungen in Kauf nehmen müssen.

Sozial Schwache haben weniger Entscheidungsfreiheit, wo und wie sie leben können. Wohlergehen der einen auf Kosten der anderen? Da wächst Ungleichheit schnell zur Ungerechtigkeit. Negative Umweltbedingungen fordern ihre Opfer dort, wo ihnen wenig Widerstand entgegenschlägt.

Die Schere zwischen den Einkommen macht sich auch daran bemerkbar, dass sozial Schwache zuerst die schlechte Luft, den Lärm, die Verkehrshölle zu spüren bekommen. Lange bevor ökologische Grenzen überschritten werden, werfen sozioökonomische Bedingungen ihre Schatten voraus, Stichwort: Naturarmut. Dieser Lebensstress wirkt sich auf ihre Gesundheit aus. Wird die Umweltstabilität im ökologischen Sinn ernsthaft gestört, gerät auch der soziale Ausgleich ins Wanken. Diese Schieflage wird umso größer, je schlechter die Verteilung von natürlichen Ressourcen funktioniert.

Der Begriff Umweltschutz erfährt dadurch eine Neuinterpretation. Er soll nicht nur Selbstzweck für den Erhalt der natürlichen Ressourcen sein, sondern alle miteinbeziehen - unabhängig von Einkommen und Sozialstatus. Soziales, Wirtschaft und Ökologie gehören zusammengedacht.

Anhand von Mobilität, Grünversorgung und Energienutzung stellt Ilse Huber die Frage: Wo beginnt ökologische Gerechtigkeit und wo gleitet sie in die Ungerechtigkeit ab.

Service

Literatur:

Bolte, G.; Bunge, C.; Hornberg, C.; Köckler, H.; Mielck, A. (Hrsg.): Umweltgerechtigkeit. Chancengleichheit bei Umwelt und Gesundheit. Bern: Verlag Hans Huber 2012.

DNR- Broschüre "Netzwerken für eine intakte Lebenswelt, Juni 2014.

Oekom verlag e.V.: Ökologische Gerechtigkeit. Oekom Verlag, München 2014.
Deutsche Umwelthilfe: Umweltgerechtigkeit durch Partizipation auf Augenhöhe. Mai 2014.

UMID (Umwelt und Mensch- Informationsdienst), Hrsg Bundesamt für Strahlenschutz et al: Themenheft Umweltgerechtigkeit Ausgabe 2, 2011.

Böhme C, Bunge C, Bunzel A, Preuß T (2013): Umweltgerechtigkeit im städtischen Raum - Zwischenergebnisse eines Forschungsvorhabens. In: UMID: Umwelt und Mensch - Informationsdienst, Ausgabe 1/2013: 35 41.

Dokumentation der BMU/UBA-Tagung "Umweltgerechtigkeit - die soziale Verteilung von gesundheitsrelevanten Umweltbelastungen" (2008)

Online-Dokumentation der Difu/UBA-Fachtagung "Potenziale für mehr Umweltgerechtigkeit im städtischen Raum" (2012)

UMID-Themenheft 1 Umweltgerechtigkeit (2/2008)

UMID-Themenheft 2 Umweltgerechtigkeit (2/2011)


Links:

Tempelhofer Feld Gesetzestext

Tempelhofer Feld

Kinderagenda für Gesundheit und Umwelt 2010.

Environmental justice movement

Bundes Jugend Vertretung zum Themenkomplex Nachhaltigkeit

Umweltgerechtigkeit - Umwelt, Gesundheit und soziale Lage

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