Gedanken für den Tag

von Michael Krassnitzer, Journalist. "Zwischen Licht und Schatten" - Zum 2000. Todestag von Kaiser Augustus. Gestaltung: Alexandra Mantler

Wir schreiben den Monat August - benannt nach dem römischen Herrscher Augustus, der heute vor 2000 Jahren starb. Gegenwärtig reiben wir uns an anderen historischen Gestalten, aber zuvor haben sich die Menschen fast zwei Jahrtausende lang intensiv mit dem Begründer des römischen Kaisertums auseinandergesetzt.

Auch wenn Augustus selbst ein wenig in Vergessenheit geraten ist - das, wofür er steht, ist auch in der Gegenwart omnipräsent: das Alte Rom. Denn Augustus war derjenige, der in seiner 44-jährigen Herrschaft das Römische Reich zu dem machte, als das wir es in Erinnerung haben.

In der heutigen Populärkultur hat das Alte Rom - und damit indirekt Augustus - keinen besonders guten Ruf. Gladiatorenkämpfe, Gewaltherrschaft, Eroberungsfeldzüge prägen das Bild, das in Filmen, Büchern und Videospielen verbreitet wird. Man denke nur an die populäre Dystopie "Die Tribute von Panem", in der ein faschistisches System gezeichnet wird, das in vielem dem Römischen Reich ähnelt.

An dieser Stelle verspüre ich das Bedürfnis, eine Lanze für die Alten Römer zu brechen. Im Alten Rom herrschten religiöse Toleranz, Rechtsstaatlichkeit und ein für die damalige Zeit enormes Ausmaß an Vernunft. Überall im Römischen Reich wurden Schulen und Bibliotheken eingerichtet, Straßen, Aquädukte und Theater erbaut. Mit anderen Worten: Das Alte Rom ist eines der wichtigsten Fundamente unserer europäischen Zivilisation.

Ich weiß schon: Bevor die Theater und die Aquädukte kamen, kam zuerst einmal die römische Armee und machte alle Feinde unbarmherzig nieder. Und auch Augustus selbst gelangte nur durch blutige Feldzüge gegen andere Römer an die Macht.

Aber das ist ein Widerspruch, mit dem wir leben müssen. Die Welt ist nun einmal nicht nur schwarz-weiß. Und ich glaube, man kann auch durchaus im Nachhinein Leistungen der Vergangenheit anerkennen, ohne blindlings zu verklären. Man muss ja dabei nicht gleich so weit gehen wie Augustus selbst, dessen letzte Worte angeblich waren: "Acta est fabula, plaudite! - Aus ist das Spiel, applaudiert!"

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Georg Friedrich Händel/1685 - 1759
Titel: Konzert für Oboe und Streicher Nr.2 (alte Nr.1) in B-Dur HWV 301
* Allegro - 2.Satz (00:01:44)
Orchester: The English Concert
Leitung: Trevor Pinnock
Ausführender/Ausführende: David Reichenberg /Oboe
Ausführender/Ausführende: Simon Standage /Violine
Ausführender/Ausführende: Micaela Comberti /Violine
Ausführender/Ausführende: Anthony Pleeth /Violoncello
Ausführender/Ausführende: Trevor Pinnock /Cembalo
Länge: 02:00 min
Label: DG 4152912

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