Tonspuren
Spurenlesen. Literarische Nachforschungen vor Ort
Eine Tonspuren-Sommerserie
Heidiland. Johanna Spyris "Heidi"-Mythos - oder die verlorene Unschuld der Berge. Eine Nachforschung von Alfred Koch.
25. August 2014, 21:00
Spyris Kinder-Alpensaga, die jede reale Beschreibung der Bergbauernexistenzen vermeidet, ist 1880 erstmals erschienen, in alle Weltsprachen übersetzt, 20 Millionen mal verkauft und dutzende Male verfilmt worden: Die Romanfigur Heidi ist bekannt wie Coca Cola oder Lady Diana. Und von Anfang an hat auch die Tourismusindustrie den Heile- Heidi-Mythos auszubeuten verstanden. Denn die Rühr-Story vom Waisenkind, das auf die Alm zum fremden Großvater abgeschoben wird und dort das Glück der Berge erfährt, ist längst eine Marketingchiffre für Lebensqualität und natürliche Umgebung der Schweizer Berge. In einem gewitzten Coup hat ein Tourismusmanager von Sargans den bis dahin vom Kurort St. Moritz patentierten Markennamen "Heidiland" erworben. Im Juni 1997 hat sich die Ferienregion Sarganserland-Walensee offiziell in "Heidiland" umgetauft und dabei Maienfeld zunächst ausgetrickst. Den Ort, an dem Johanna Spyri ursprünglich ihre Kindergeschichte angesiedelt hat.
