Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

Ätzend, aber lebensnotwendig. Die zwei Gesichter der Säuren
Gestaltung: Hellmuth Nordwig

Ohne zwei Liter Magensäure würde die Verdauung nicht funktionieren: Sie zerlegen täglich unsere Nahrung zu einem Brei, aus dem der Darm später alles Brauchbare herausholt. Solange die Säure im Magen bleibt, ist das kein Problem. Doch wer häufig sauer aufstoßen muss, bei dem verätzt sie mit der Zeit die Speiseröhre. Sogar Krebs kann daraus entstehen - Mediziner suchen daher nach neuen Wegen, diesen sogenannten Reflux einzudämmen. Der wichtigste Bestandteil des Magensafts ist Salzsäure. Dieselbe Salzsäure, mit der Verbrecher grauenhafte Attentate verüben - etwa gegen Frauen in Pakistan -, um das Wichtigste zu zerstören, das ein Mensch vorzuweisen hat: sein Gesicht. Auch nach solchen Anschlägen sind Mediziner gefragt. Die plastische Chirurgie kann inzwischen den Betroffenen wenigstens einen Teil ihrer Würde zurückgeben.

Andere Säuren sind ebenfalls unentbehrlich und gefährlich zugleich. Etwa Schwefelsäure, eine der wichtigen Grundchemikalien der Industrie. Stockt der Nachschub, bricht die Produktion ganzer Industriezweige zusammen. Wie praktisch, dass man einen großen Teil der Schwefelsäure aus einem unerwünschten Abgas von Industrieanlagen gewinnt - aus Schwefeldioxid, das sonst als "saurer Regen" immer noch die Wälder schädigen würde. Im Labor wird Schwefelsäure aber mit großem Respekt behandelt. Der Merkspruch in der Ausbildung von Laboranten und Chemikern lautet: "Gieße nie das Wasser in die Säure, sonst geschieht das Ungeheure" - die Mischung wird nämlich siedend heiß und verspritzt explosionsartig.

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