Im Gespräch

Michael Kerbler spricht mit Peter Sloterdijk, Philosoph, Kulturwissenschaftler und Autor

Trendforscher glauben zu wissen, was die Zukunft bringt. Sie entwerfen Szenarien und präsentieren sie in mehrstufigen Varianten, gereiht nach der Wahrscheinlichkeit ihres Eintretens.

Der Philosoph Peter Sloterdijk hingegen zieht für seinen Entwurf von der Zukunft die Geschichte zu Rate. Er sammelt sie alle, ob Feldherren, Anarchisten, Psychopathen und Psychoanalytiker, ob Faschisten, Übermenschen, Schriftsteller, Propheten und Terroristen und nennt sie beim Namen: Goethe, Napoleon, Hitler, Lenin, Stalin, Sartre, und, um auch ihn nicht zu vergessen, Jesus. Das sind in seinem neuen, gleichnamigen Buch seine "schrecklichen Kinder der Neuzeit". Was die Genannten nach Meinung Sloterdijks gemeinsam haben: die Selbstermächtigung. Er deutet die Neuzeit als die Zeit starker Individuen, die sich angemaßt haben, aus dem ewigen Kreislauf von Sitte und Tradition, Abstammung und Vererbung auszubrechen.

Heute versprechen Ökonomen Wachstum und Politiker Wohlstand, während die Einzelnen nach privatem Glück streben und auf ihr ganz persönliches Geschick vertrauen. Wer werden die schrecklichen Kinder der kommenden Generation sein? Darüber spricht Michael Kerbler mit Peter Sloterdijk.

Service

Peter Sloterdijk, "Die schrecklichen Kinder der Neuzeit. Über das anti-genealogische Experiment der Moderne", Suhrkamp-Verlag

Peter Sloterdijk, "Kritik der zynischen Vernunft", Suhrkamp-Verlag

Peter Sloterdijk, "Zorn und Zeit - ein politisch-psychologischer Versuch", Suhrkamp-Verlag

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