Gedanken für den Tag

von Michael Bünker, evangelisch-lutherischer Bischof. "Kein Platz für Weihnachten?". Gestaltung: Alexandra Mantler

1914. Der Krieg hatte sich festgefahren. Verschanzt in den Schützengräben sind die feindlichen Armeen einander gegenüber gelegen. Da - so wird erzählt - haben auf einer Seite die Soldaten begonnen, Weihnachtslieder zu singen. Die drüben, die "Feinde" haben es gehört und gerufen: Mehr! Mehr! Oder selbst zu singen begonnen. Bald waren englische, französische und deutsche Lieder zu hören. Dann sind die ersten Soldaten aus den Gräben heraus getreten und vorsichtig auf die feindlichen Stellungen zugegangen. Die drüben haben das Gleiche getan. Im Niemandsland sind sie einander begegnet. Haben miteinander geredet und sich ein frohes Weihnachten gewünscht. So soll es zu Weihnachten am 24. Dezember vor hundert Jahren an mehreren Abschnitten der Front im Westen gewesen sein. Da und dort haben sich die Soldaten auch ein kleines Fußballmatch geliefert.

Bis heute staunt man, an wie vielen Abschnitten dieser "kleine Frieden" ausgerufen worden ist und dass er an manchen Orten bis über Neujahr hinaus gehalten hat. War das nur eine rituelle Kampfpause? Oder war es nicht eher der Ausdruck des Friedenswillens der Soldaten. Sie hatten genug vom Krieg. Die Befehlshaber sind irritiert und beunruhigt gewesen. Sie haben die Kämpfe wieder beginnen lassen und durch Artilleriefeuer die Rückkehr in die Gräben und die Fortsetzung des Tötens erzwungen. Weihnachtsfrieden hat es in diesem Krieg vor hundert Jahren keinen mehr gegeben.

Man muss diese kleine Episode nicht verklären. Aber sie zeigt doch, dass Weihnachten Menschen ermutigt, Frieden zu wagen - an völlig unmöglichen, ganz ungewohnten Orten.

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: John Lunn/geb.1956
Gesamttitel: CHRISTMAS AT DOWNTON ABBEY
Titel: The Downton Christmas Suite, Pt. 2 (nach Themen aus der Musik zu der Fernsehserie "Downton Abbey")
Ausführende: The Budapest City Orchestra
Länge: 02:20 min
Label: Warner Music International 256

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