Neues Jugendgefängnis in Wien
Während heute der Prozess gegen einen Burschen begonnen hat, der im Vorjahr als 14-Jähriger im Gefängnis vergewaltigt worden war, hat Justizminister Wolfgang Brandstetter am Wochenende mit der Ankündigung eines eigenen Jugendgefängnisses in Wien aufhorchen lassen. Experten begrüßen den Vorschlag. Als Ort soll das derzeitige Polizeigefängnis in Wien-Hernals dienen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 28.04.2014
"Eigenes Jugendgefängnis sinnvoll"
Die Polizei scheint das Anhaltezentrum Wien Hernalser Gürtel derzeit nicht wirklich zu benötigen. Für 400 Häftlinge ist Platz. Nur 40 Schubhäftlinge sind laut Innenministerium untergebracht. Und in Vordernberg in der Steiermark wäre für rund 190 Schubhäftlinge Platz. Nach Gesprächen mit Innenministerin Mikl-Leitner ist Justizminister Wolfgang Brandstetter nun in der Zeit im Bild vorgeprescht. Sein Plan, dass die Justiz das Gefängnis Wien-Hernals anmieten soll, stößt auf Zustimmung bei der engagierten Jugendrichterin Beate Matschnig: "Für uns macht das auf jeden Fall Sinn. Jugendliche gehören getrennt von den Erwachsenen. Man weiß, dass der Einfluss der Erwachsenen auf die Jugendlichen einfach nicht positiv ist. Sie sehen sehr viel, sie erleben sehr viel mit in einem Gefängnis, auch wenn sie nicht in einer Abteilung sind."
Brandstetter wünscht sich Wohngruppenbetreuung
Derzeit mietet das Innenministerium das Polizeianhaltezentrum bei der Bundesimmobiliengesellschaft an. Künftig müsste das Justizministerium die Miete zahlen. Der Vorteil des Standorts: Es gibt dort Einzelzellen, was Übergriffe bis hin zu Vergewaltigungen verhindern könnte. Justizminister Brandstetter will das Gebäude vor der Nutzung für die jungen U-Häftlinge auch noch adaptieren lassen. Und er wünscht sich eine Wohngruppenbetreuung. Richterin Matschnig hatte kürzlich einen Termin beim Minister und sagt: "Ich kann nicht einen Jugendlichen wegsperren in eine Einzelzelle 24 Stunden. Das geht natürlich nicht. Dann muss ich tagsüber für einen Struktur sorgen und auch für einen Gemeinschaft sorgen und das habe ich im Wohngruppenvollzug viel besser."
Matschnig: Wohngemeinschaften ausbauen
Aus dem Innenministerium heißt es, man könne sich eine teilweise oder auch vollständige Nutzung des derzeitigen Polizeianhaltezentrums durch die Justiz vorstellen. Richterin Matschnig meint dazu, Berührungspunkte mit Erwachsenen - auch mit Schubhäftlinge - dürfe es aus ihrer Sicht aber nicht geben. Laut Matschnig dürfte das neue Jugendgefängnis aber nicht die einzige Verbesserung bleiben. Eine aus ihrer Sicht noch bessere Lösung soll auch kommen: "Parallel dazu wird ja die Idee mit der Wohngemeinschaft weiter ausgebaut, ist auch im Moment auf einem guten Weg. Es sollen schon im Juni die ersten Verträge geschlossen werden. Als Beispiel: Die Wiener Kinderfreunde oder das Jungarbeiterwohnheim, solche Träger sind das. Ob dass mit Fußfesseln ist, glaube ich, noch nicht ganz ausdiskutiert."
Handyraub-Prozess vertagt
Einen Zeitplan für das mögliche neue Jugendgefängnis wollte man im Justizministerium heute noch nicht bekannt geben. Übrigens der Raubprozess gegen jenen Jugendlichen, der im vergangenen Sommer in der U-Haft von jungen Mithäftlingen vergewaltigt worden ist, wurde heute vertagt. Angeklagt ist der junge Mann lediglich wegen Beteiligung an einem versuchten Handyraub. Das war auch der Anlass für seinen folgenschweren Gefängnisaufenthalt.