Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

Ein Winzling probt die Auferstehung. Bärtierchen als Überlebenskünstler der Natur. Gestaltung: Sabrina Adlbrecht

Sie sind dick und tapsig, erinnern in Form und Bewegung an kleine Bären und leben mitten unter uns - bevorzugt dort, wo es feucht ist, wie in Boden- und Mauerritzen oder Moospölstern - die Bärtierchen. Diese mikroskopisch kleinen achtbeinigen Lebewesen wurden im 18. Jahrhundert entdeckt, und bisher sind etwa 1000 Arten bekannt. Nahe verwandt sind die Winzlinge mit den Gliederfüßern, bilden aber einen eigenen Stamm innerhalb der Häutungstiere. Wegen ihres langsamen Fortbewegungsmodus' werden sie auch Tardigraden, "Langsamschreiter", genannt.
Einzigartig macht Bärtierchen ihre beeindruckende Überlebensfähigkeit, denn sie kommen mit allen nur erdenklichen Widrigkeiten zurecht: mit Sauerstoffmangel, Strahlenbelastung und extremen Temperaturschwankungen ebenso wie mit Wassermangel bis hin zur totalen Austrocknung. Diese Anpassung wird Kryptobiose genannt - ein scheintoter Zustand, in dem der gesamte Stoffwechsel lahmgelegt ist und der den Tieren das Überleben für viele Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte, sichert. Werden die Bedingungen günstiger, wird z.B. die Umgebung feuchter, erwachen Bärtierchen völlig unbeschadet zu neuem Leben.

Die genauen Vorgänge dieses "Sterbens auf Probe" sind noch nicht geklärt. Wüsste man über diese Bescheid, ergäben sich dadurch zum Beispiel neue und bessere Möglichkeiten zur Konservierung organischen Materials. Ob dieses Wissen auch dazu beitragen könnte, den Alterungsprozess von uns Menschen länger hinauszuzögern? Jedenfalls bringen die kleinen Auferstehungskünstler unsere Vorstellungen von Leben und Tod gehörig durcheinander.

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