Radiogeschichten

"Die Sonne". Von Ivo Andric (40. Todestag am 13. März). Aus dem Serbokroatischen von Elemer Schag. Es liest Raphael von Bargen. Gestaltung: Edith Vukan

Gleich nach dem ersten Verhör wurde der junge Mann im Gefängnis in eine Einzelzelle verlegt. Eine kleine Zelle mit zwei Pritschen. In seinen Gedanken Angst und Hoffnung und die Erkenntnis: "Die Gefängnisgedanken steigen rasch auf, stürzen aber ebenso rasch wieder ab". Auf sich selbst zurückgeworfen, geht er zur Betrachtung seiner selbst über. Er horcht nach innen, betrachtet die Adern, Nägel, Hände, und sieht zum ersten Mal die Sonne. Nicht die Sonne selbst, sondern ihren Widerschein.

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Ivo Andric, "Die Sonne" aus "Sämtliche Erzählungen. Im Streit mit der Welt", Carl Hanser Verlag, 1963

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