Da capo: Tonspuren

"Schall und Wahn." William Faulkners Klassiker der Weltliteratur.
Feature von Alfred Koch

Wenn der Literatur-Nobelpreisträger William Faulkner nach seinem wichtigsten Buch gefragt wurde, musste er nicht lange überlegen: "Schall und Wahn", oder "The Sound and the Fury", wie der 1929 erschienene Roman im Original heißt. Darin erzählt Faulkner den langsamen und unaufhaltsamen Niedergang und Verfall einer weißen und einstmals reichen Familie im muffig-dekadenten und rassistischen Süden der USA.

Eine tragische Familiensaga des frühen 20 Jahrhunderts, die von Schuld, Inzest und Bigotterie handelt und bis heute als Meilenstein der Literaturgeschichte gilt. Und auch als Herausforderung für Leser und Leserinnen. Denn der legendär schwierige Südstaaten-Roman erzählt die exemplarische Geschichte der Familie Compson über drei Jahrzehnte hinweg gleich aus vier verschiedenen Perspektiven. Wobei sich Zeiten und Orte überlagern und ineinander fließen, es gibt strudelnde Bewusstseinsströme, assoziative Zeitsprünge und verschlungene Rückblenden, und nur mühsam kommt man dahinter, wie die handelnden Personen verwandtschaftlich zueinander stehen.

In einem Interview darauf angesprochen, dass manche Leser auch nach zwei oder drei Lektüre-Durchgängen noch Verständnisprobleme hätten, empfahl Faulkner lakonisch: "Lesen Sie es ein viertes Mal!" Doch wer bereit ist, sich auf diesen formal kühnen Roman einzulassen, wird reichlich belohnt - meint Frank Heibert, dem das Kunststück gelungen ist, dieses so hermetische und als unübersetzbar geltende Werk "erstmals adäquat" ins Deutsche zu übertragen. Alfred Koch hat den Übersetzer Heibert in Berlin besucht und mit ihm über "Schall und Wahn" gesprochen.

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