Gedanken für den Tag

von Mirja Kutzer, Germanistin und katholische Theologin. "Wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn - wenn Fasten, dann Fasten" - Zum 500. Geburtstag der Teresa von Ávila. Gestaltung: Alexandra Mantler

Körper

"Wir sind keine Engel, wir haben einen Körper." Dieses Zitat Teresas von Ávila klingt zunächst nach einer Selbstverständlichkeit. Anders als die Geistwesen der christlichen Tradition besteht der Mensch aus Fleisch und Blut. Er hat diesen Körper, mit dem er sich mal mehr mal weniger eins fühlt - weniger, wenn er krank und hinfällig ist und einem alles weh tut; mehr, wenn wir mit den Sinnen unseres Körpers Genuss verspüren, wenn seine Regungen ein Begehren anzeigen, das unser Geist ebenso empfindet. Teresa kannte beides. Oft war sie so krank, dass sie sich nicht bewegen konnte. Immer wieder macht der Körper ihren Plänen einen Strich durch die Rechnung. Immer wieder aber sind die Regungen ihres Körpers auch Zeichen einer unbändigen Sehnsucht, die sie vorantreibt.

Die wohl berühmteste Darstellung Teresas ist die von Bernini geschaffene Skulptur in der Kirche Santa Maria della Vittoria in Rom. Sie zeigt Teresa mit nahezu geschlossenen Augen, halb sitzend, halb liegend. Ihr Gewand ist in Wallung, die Szenerie eindeutig erotisch. Über ihr steht ein Engel mit süffisantem Lächeln und einem Pfeil in der Hand, der auf Teresas Brust zielt. Unverkennbar trägt der Engel die Züge des römischen Liebesgottes Amor. Die Inspiration für diese Szenerie entnimmt Bernini einer Vision, die Teresa in ihrer Autobiographie beschreibt. Der Speer des Engels, so berichtet Teresa dort, verursachte ihr einen genussvollen Schmerz, der sie aufschreien lässt. Der Schmerz ist nicht körperlich, sondern geistig. Dennoch hat der Körper seinen Anteil daran. Seine Reaktionen zeigen etwas, das sich der Sprache entzieht. Sie zeugen von einem Begehren, das immer noch nicht gestillt ist, wenn alle Worte gesagt sind. "Wir sind keine Engel, wir haben einen Körper." Dieser Satz bei Teresa ist keine Defizitanzeige. Einen Körper zu haben ist vielmehr eine Chance, durch alle gesprochenen Worte hindurch etwas wahrzunehmen, das jenseits der Sprache liegt. Der Körper, sterblich und hinfällig, öffnet so einen Weg in die Transzendenz.

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Tilman Susato/um 1510 od. 1515 - um 1570
Bearbeiter/Bearbeiterin: Philip Pickett /Arrangement
Album: TILMAN SUSATO: DANSEREYE 1551 - TANZMUSIK IM 16.JAHRHUNDERT
Titel: Passe et medio / Reprise "Le pingne" - für 2 Violinen, 3 Violen, Cembalo und 4 Lauten
Ausführende: New London Consort
Leitung: Philip Pickett
Länge: 01:50 min
Label: L'oiseau lyre / Decca 4361312

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