"Wer von der Ringstraße spricht, darf über Ottakring nicht schweigen"

Mit Wolfgang Maderthaner (Generaldirektor des Österreichischen Staatsarchivs, Autor von "Die Anarchie der Vorstadt"). Eine Sendung von Peter Lachnit

Die Vorstädte waren "das Andere" der Ringstraße: schmutzig, ungesund, anarchisch, bisweilen gewalttätig. Dort wohnten jene, die die Ringstraße gebaut haben: die Baraber, die Ziegelböhm, die (großteils tschechischen) Zuwanderer. Sie bescherten Wien in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Vervierfachung der Bevölkerungszahl - 1850 hatte die Stadt knapp mehr als eine halbe Million, um das Jahr 1900 zwei Millionen Einwohner/innen. Um die Innenstadt gegen die Arbeitermassen aus den Vorstädten, aus Ottakring, Favoriten und Simmering zu schützen, wurden die Rossauer-, die Stift- und die Stubenkaserne errichtet. Und zwischen der Lebenswelt der Vorstadt und der der Ringstraße lagen Welten. Der slowenische Schriftsteller Ivan Cankar, der als Student in Ottakring wohnte, schrieb: "Diese Vorstadt ist ein riesiges Zuchthaus, nicht einen freien Menschen gibt es hier."
Gestaltung: Peter Lachnit

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