Gedanken für den Tag

von Hubert Feichtlbauer, Publizist. "Wie süß ist Sterben fürs Vaterland?". Gestaltung: Alexandra Mantler

Anfang Mai vor 70 Jahren ging der Zweite Weltkrieg zu Ende: in Schützengräben und Bombenkellern, in den Vernichtungslagern des NS-Unrechtsregimes und auf allen Straßen und Wegen, wo über 24 Millionen entwurzelte Menschen hungernd, frierend, zerlumpt an Seele und Leib durch Europa torkelten. 55 Millionen Menschen sind im bisher größten Krieg auf Erden umgekommen: weit mehr als fünfeinhalb Millionen Soldaten und über eine Million Zivilisten auf Seite des damaligen Deutschland, eine halbe Million Soldaten der USA, 13 Millionen Militär- und 14 Millionen Ziviltote aus der Sowjetunion, sowie ungezählte andere.

"Süß ist es und anständig, für das Vaterland zu sterben", das haben Lateinschüler auch damals in den Oden von Horaz gelesen. Süß? Anständig gar? Kaiser, Könige, Revolutionäre und Diktatoren haben ihr Regime mit diesem Motto gestützt, in pathetischen nationalen Aufrufen - und in manchen Studentenliedern - begegnet man solcher Rede heute noch. In bestimmten Situationen kann Soldatentod historisch unvermeidlich sein. Süß nie.

Weder Besiegte noch Sieger haben ihr Sterben bei den Thermopylen oder im Teutoburger Wald, in der 30-jährigen Verwüstung Europas oder in dem als Erdäpfelkrieg verniedlichten Hauen und Stechen um die bayerische Erbfolge als süß erlebt - Unterjochte nicht und auch nicht Retter, so sehr wir den alliierten Armeen zu danken hatten.

1945 haben alle Vernünftigen den Wandel als Befreiung empfunden. Hitlers skrupellosem Machtwahn war mit Zureden nicht beizukommen. Allein aus dem Gebiet des früheren Österreich wurden mehr als 100.000 Frauen und Männer, zwei Drittel davon Juden, aus politischen Gründen vom Nationalsozialismus ausgerottet. Maßlose Vernichtungsregime kennen bis heute eine Kultur des Scheiterns nicht.

Und alle Überlebenden hofften auf Trümmern und Gräbern: Nie wieder Krieg!
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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Erik Satie/1866 - 1925
Album: Satie : Vol.3 - Frühe Klavierstücke
Titel: Air a faire fuir Nr.1
Gesamttitel: Pieces froides für Klavier Nr.1 - Trois airs a fair fuir
Solist/Solistin: Reinbert de Leeuw /Klavier
Länge: 02:00 min
Label: Philips 420473-2

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