Radiodoktor - Medizin und Gesundheit

Glatze, Risikoinvestment und Krieg - Testosteron, der Treibstoff der (echten) Männer!?

Mehr Testosteron - mehr Mann! Mit diesem Versprechen werben gleich mehrere Industriezweige um Aufmerksamkeit - in der Hoffnung, die entsprechenden Produkte besser abzusetzen. Und diese Marketingstrategie ist wirksam. Im vergangenen Jahrzehnt haben sich die Verkaufszahlen von Testosteron-Präparaten weltweit verzehnfacht.
Mehr Muskeln, besseren Sex, weniger Herzkreislauferkrankungen, höheres Lebensalter - all das soll das "männliche" Geschlechtshormon garantieren. Begeisterte "Testimonials" gibt und gäbe es zahlreiche: Robin Williams, natürlich "Rambo" Sylvester Stallone, Arnold Schwarzenegger, Jane Fonda und 10.000e Spitzensportler weltweit, die aber aus nachvollziehbaren Gründen weniger gesprächsbereit sind.
Um kaum einen anderen Botenstoff ranken sich so viele Mythen wie um "T", das aus Cholesterin gebildet wird und aus 19 ringförmig angeordneten Kohlenstoffatomen, die von Wasserstoff und Sauerstoff umgeben sind, besteht.
Macht Testosteron Männer tatsächlich aggressiv - liegt hier die biologische Ursache, warum Kriege von Männern geführt werden? Nehmen risikobereite Investment-Banker eher Koks oder doch die wöchentliche Dosis "T"? Haben machtbesessene Politiker einen naturgegebenen Hormonüberschuss? Und sind Frauen mit einem hohen Testosteronspiegel tatsächlich gieriger, bzw. erfolgreicher im Job?
Gesichert ist: "T" steuert unter anderem die Entwicklung und Funktion der männlichen Geschlechtsorgane, erhöht die Knochen- und Muskelmasse, sorgt für ordentlich Körperbehaarung (bzw. bei entsprechender Erbanlage für die frühe Glatzenbildung), garantiert eine tiefe Stimme, senkt die Schmerzempfindlichkeit und beschleunigt das Wachstum von Prostatakrebszellen.
Die Studienergebnisse zu den psychologischen Auswirkungen von Testosteron auf Mann und Frau könnten kaum widersprüchlicher sein. Spannend eigentlich, dass die Wissenschaft im Jahre 2015 zu keinen aussagekräftigen Ergebnissen über ein derart wichtiges Hormon gelangt.
Der Gesundheitswissenschaftler Robin Haring hat kürzlich das Buch "Die Männerlüge" veröffentlicht. Darin geht er auf informativen und unterhaltsamen 190 Seiten der Sache auf den Grund.
Diesmal diskutiert Univ.-Prof.in Dr.in Karin Gutiérrez-Lobos mit der Urologin und Andrologin Dr.in Andrea Gnad, dem Sexualmediziner Dr. Georg Pfau und dem Epidemiologen und Buchautor Prof. Dr. Robin Haring über Mythen und Fakten zum Thema Männlichkeit.

Eine Sendung von Dr.in Michaela Steiner.
Redaktion: Dr. Christoph Leprich

Service

Prof. Dr. habil. Robin Haring
Demograf, Epidemiologe, Professor für vergleichende Gesundheitswissenschaften
Europäische Fachhochschule Rostock
Werfftstraße 5
D-18057 Rostock
Tel.: +49/(0)381/8087-264
E-Mail
Europäische Fachhochschule Rostock

Dr. Georg Pfau
FA für Allgemeinmedizin und Sexualmediziner
Frankstraße 23
A-4020 Linz
Tel.: +43/(0)699-17887050
E-Mail
Georg Pfau

OÄ Dr.in Andrea Gnad
FÄ für Urologie und Andrologie, FEBU
Leiterin der andrologischen Ambulanz
Universitätsklinik für Urologie der SALK
Müllner Hauptstraße 48
A-5020 Salzburg
Tel.: +43/(0)662/4482-57215
E-Mail
Uniklinik für Urologie und Andrologie

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Robin Haring, "Die Männerlüge. Wie viel Testosteron braucht der Mann?", Braumüller Verlag 2015

Georg Pfau, Thomas Hartl, "Männer: Die ganze Wahrheit", Goldegg Verlag 2011

Christoph Kucklick, "Das unmoralische Geschlecht: Zur Geburt der Negativen Andrologie",
Suhrkamp Verlag 2008

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