Menschenbilder
"Damit bin ich nicht einverstanden" - die Resistance-Kämpferin Melanie Volle-Berger
Gestaltung: Petra Herczeg und Rainer Rosenberg
14. Juni 2015, 14:05
Mit 16 Jahren ist Melanie Volle-Berger 1938 aus Österreich vor den Nazis nach Belgien geflohen, in Antwerpen arbeitete sie trotz ihres Status als illegale Ausländerin für die Auslandsorganisation der Revolutionären Kommunisten. Bereits als 15-Jährige hat sie begonnen, für die Partei zu arbeiten; Treffpunkt der Anhänger/innen der verbotenen Partei war ein Nacktbadestrand in der Wiener Lobau. In einem Interview erzählte sie einmal, dass sie ihre ersten politischen Diskussionen wohl nackt begonnen hätte ...
1939 ging Volle-Berger nach Paris, wo sie ihre Tätigkeit im Widerstand als Verbindungsfrau zwischen den unterschiedlichen Stützpunkten zwischen Antwerpen, London, Zürich und New York fortsetzte. 1942 wird sie wegen der Verteilung von deutschsprachigen Flugblättern verhaftet und wegen "kommunistischer und anarchistischer Aktivität" zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Zwei Jahre verbringt sie in einem Gefängnis in Marseille, lernt französisch, bis sie mit Hilfe einer österreichischen Widerstandsgruppe fliehen kann. Sie nimmt mit der französischen Widerstandsbewegung Kontakt auf und setzt ihr Engagement in der Resistance nun mit falschen Papieren und unter wechselnden Namen fort.
Nach der Befreiung lebt sie zunächst staatenlos in Paris und wird 1947 französische Staatsbürgerin. Nach ihrer Scheidung kehrt Melanie Berger nach Österreich zurück, lebt bei ihren Eltern und lernt hier den Journalisten Lucien Volle kennen, der führend in der Resistance tätig war. Nach 10 Jahren in Wien geht das Ehepaar zurück nach Frankreich, nach Drancy.
Melanie Volle-Berger arbeitet dort im Gemeindeamt, ihr Mann engagiert sich im ANACR, der nationalen Vereinigung der ehemaligen Widerstandskämpfer/innen. Nach der Pensionierung übersiedelt das Ehepaar 1982 in die Haute-Loire und widmet sich bis zum Tod von Lucien Volle der Erinnerungsarbeit. Melanie Volle-Berger, die von sich sagt, dass sie bereits als Kind immer rebellisch war, ist viel als Zeitzeugin in Schulen unterwegs - für ihre unermüdliche Arbeit wurde ihr 2013 die Ehrenlegion, der französische Verdienstorden, verliehen.