Contra - Kabarett und Kleinkunst

Der Betroffenheitslyriker Olaf Schubert ruft zum Boykott.
Ein Mitschnitt vom Salzburger Stier 2004. Gestaltung Silvia Lahner

Er nennt sich Olaf Schubert. Seinen richtigen Namen enthält er dem Publikum vor. Als Berufsbezeichnung bevorzugt er "Liedermacher" und "Betroffenheitslyriker". Betroffen macht ihn das Leben an sich. Ganz nebenbei sieht er sich auch in der Rolle des Querdenkers, der den Problemen unserer Zeit nicht nur die Stirn bietet, sondern einiges mehr.

Rhomben statt Bomben

Im Großraum Dresden ist "der Schubert Olaf" bereits eine Kultfigur. Seine Rolle als kauziger Mitt-Dreißiger aus dem Osten hält er konsequent durch - auch abseits der Bühne, im Gespräch mit Journalisten oder Fans. Für seine Auftritte bändigt er die blonden Locken mit unansehnlich viel Pomade, er trägt ausgebeulte Jeans und einen hoffnungslos altmodischen Burlington-Pullunder - eine textile Entgleisung, die er mit den Worten "Rhomben statt Bomben" rechtfertigt.

Scheinbar um Worte ringend, schlittert die tragisch-komische Kunstfigur Olaf Schubert in seine Conferencen, verheddert sich dabei immer wieder im eigenen Wortgestrüpp und macht sich - wie mit einem Zufallsgenerator - über die deutsche Sprache her.

Barde mit Botschaft

Olaf Schubert versteht sich in erster Linie als "Mittler zwischen Kunst und Sozialabbau". Er hat es sich zur Aufgabe, ja zum Programm gemacht, eine Bühnen-Spezies wieder auferstehen zu lassen, die eigentlich bereits als ausgestorben galt: den Liedermacher, der die Welt verbessern will. Ausgerüstet mit einer Gitarre und musikalisch zusätzlich unterstützt von Jochen Barkass und Herrn Stefan, verbreitet er seine Anleitungen zum besseren Miteinander.

Die Parodie auf den "Barden mit Botschaft" bleibt bei Olaf Schubert aber immer im Freundlich-ironischen, ohne dabei das Genre ernsthaft denunzieren zu wollen. Er benützt den Liedermacher-Gestus vor allem dazu, eher unlyrische Themen besonders bedeutungsschwanger über die Rampe zu bringen.

Plattenbosse aus Plattenbauten

Begonnen hat der Künstler aus Dresden seine Bühnenlaufbahn übrigens als Rock-Musiker. Die Rockys heißt jene Band, mit der er auch heute noch gelegentlich auf Tour ist und die mit ihrem Programm Stimmung, Spaß und gute Laune für die gesamte Menschheit verspricht. Derartiges darf der "Betroffenheitslyriker" Olaf Schubert verständlicherweise nicht in Aussicht stellen, geht es doch in seinem aktuellen Programm "So" mehr um Abgründiges. Dennoch sorgte er erwartungsgemäß eher für Heiterkeit als Betroffenheit.

Dresdens Antwort auf Alf Poier

Die Anliegen des Liedermachers Olaf Schubert sind vielfältig: Er philosophiert über Liebe und Erotik ebenso wie über leere Geldtaschen, Verkehr und die Plattenindustrie. Und obwohl Olaf Schubert in erster Linie das Wohl der anderen am Herzen liegt, kann er sich dann auch darüber freuen, dass seine Anstrengungen, Betroffenheit zu erzeugen, vom Publikum entsprechend gewürdigt werden.

Der sächsische Helge Schneider, Karl Valentins Erbe aus dem Osten, Dresdens Antwort auf Alf Poier - alle möglichen Vergleiche musste Olaf Schubert bereits über sich ergehen lassen, und das, obwohl er selbst - wie er gesteht - ganz ohne Vorbilder auskommt. Er versteht sich eher als eine Mischung aus Musiker und Poet, aber auch Taucher, Meeresbiologe und Kosmonaut. Und dieser doch recht ungewöhnlichen Kombination aus kunstsinnigem und naturwissenschaftlich orientiertem Menschen hat Olaf Schubert wohl auch seine Programmideen zu verdanken. Ideen, die ihm in Deutschland bislang zu ungeahntem Erfolg verholfen haben. Trotzdem bleibt Olaf Schubert fürs Erste bescheiden - der Künstler, der sich hinter diesem Pseudonym versteckt, ist es ohnehin schon immer gewesen.

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