Gedanken für den Tag

von Roman Pachernegg, Filmemacher. "Unendlich jetzt" - Reflexionen über Zeit und Gegenwart. Gestaltung: Alexandra Mantler

"Wir haben ein instinktives Bedürfnis nach Harmonie und Frieden, nach Ruhe, Ordnung und Sinn", schreibt der spirituelle Lehrer Thomas Merton. Und weiter: "Nichts davon scheint zu den hervorstechenden Eigenschaften unserer Gesellschaft zu gehören. Wir müssen uns der Tatsache stellen, dass schon der bloße Gedanke an die Kontemplation den Menschen, der sie wirklich ernst nimmt, zutiefst beunruhigt. Sie steht dermaßen im Gegensatz zu unserem modernen Lebensstil, scheint uns dermaßen fremd, geradezu unmöglich zu sein, dass der moderne Mensch, der auch nur in Erwägung zieht, sie zu praktizieren, anfangs findet, dass sein ganzes Wesen dagegen rebelliert. Auch wenn das Ideal des inneren Friedens weiterhin verlockend ist, scheinen die Anforderungen des Weges zum Frieden doch so hoch zu sein, dass man sie heute nicht erfüllen kann."

Die tiefe Wahrheit in diesen Worten von Thomas Merton habe ich selbst erleben dürfen, als ich begann, mich der täglichen Meditationspraxis zu widmen. Wie sehr das eigene Wesen gegen diese vermeintliche Unproduktivität rebelliert, wie viel innere Unruhe vor allem in jenen Phasen aufsteigt, in denen das Leben tumultartig erscheint, wo Krisen zu bewältigen sind. Gerade wenn ich es am nötigsten hätte, fällt es am schwersten, sich hinzusetzen und einfach still zu sein.

Wer aber trotz aller Widerstände dabei bleibt, wird eines merken: Meditation ändert das Leben auf sanfte, aber radikale Weise. Die engen Begrenzungen des Egos mit seinen Ängsten und fixen Vorstellungen werden fast unmerklich ausgeweitet, und neben einer neuen Form der Gelassenheit stellt sich auch eine neue Form der Entschlossenheit ein. Meditation ist für mich kein Rückzug aus der Welt sondern der Weg und die Übung hin zu einer Ganzwerdung, so dass mein Gefühl, mein Denken und mein Handeln nicht mehr zeitlich getrennt voneinander agieren müssen, sondern sich im Moment des Erlebens zu einer gelebten Einheit verbinden dürfen.

Service

Roman Pachernegg

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Ludwig van Beethoven/1770 - 1827
Album: BEETHOVEN: DIE SONATEN FÜR KLAVIER UND VIOLINE VOL.2 - Istomin/Stern
* Adagio molto espressivo - 2.Satz (00:05:54)
Titel: Sonate für Klavier und Violine Nr.5 in F-Dur op.24
Populartitel: Frühlings Sonate
Solist/Solistin: Eugene Istomin /Klavier
Solist/Solistin: Isaac Stern /Violine
Länge: 02:00 min
Label: CBS Masterworks M2K39681 (2 CD

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