Gedanken für den Tag

8. August 2015, 06:56

Der Film "Bridgewalkers" dokumentiert die Zusammenkunft von indigenen Völkern aus allen Himmelsrichtungen. Bei ihren Treffen beraten sie sich über den Zustand unseres Planeten und wie man Brücken bauen könnte, zwischen einem spirituellen Naturverständnis und der materiellen Entgleisung technokratischer Fortschrittsgesellschaften.

Eine Aussage ist mir in besonderer Erinnerung geblieben und ich weiß noch, wie mir dabei die Tränen in den Augen standen. Ein Eskimo Häuptling nämlich spricht davon, dass, wenn der Rat zusammenkommt um Entscheidungen zu treffen, diese Entscheidungen immer mit der Perspektive auf die nächsten sieben Generationen getroffen werden.

Schaut man sich an, in welch panikartigem Reflex heute Bauvorhaben umgesetzt werden, wie wachsende Betonstädte und Autobahnen unsere Lebensräume nachhaltig zerstören, wie Kinder für ein Wirtschaftssystem ausgebildet werden, das sich schon längst überholt hat, so dürfte es wohl mindestens sieben Generationen brauchen, um den Müll zu beseitigen, der heute verursacht wird.

Was bei diesen in Kooperation mit der Natur lebenden Menschen noch vollkommen natürlich in Erscheinung tritt, ist uns völlig fremd geworden. Die Selbstverständlichkeit, mit allen Sinnen jetzt am Leben zu sein, und die Zusammenhänge, von denen dieses Leben abhängt, wahrzunehmen, zu respektieren und einfühlsam mitzugestalten.

Im Rahmen der Dreharbeiten zu "Unendlich jetzt" habe ich einen Bootsmann am Amazonas gefragt, was es für ihn bedeute, in der Gegenwart zu leben. Er hat darauf nicht geantwortet, sondern einfach minutenlang auf den Fluss und in die Landschaft geschaut. Eine schönere und genauere Antwort für das unbeschreiblich Naheliegendste konnte ich mir nicht wünschen.

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Roman Pachernegg

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