Gedanken für den Tag

19. September 2015, 06:56

Für die einen ist es der tiefe Blick in die Augen eines geliebten Menschen, für die anderen der Sonnenaufgang auf einem Berggipfel oder am Meer - es gibt diese intensiven Momente im Leben jedes Menschen, in denen man ganz bei sich ist und in dem Sinn ganz echt, einfach nur selbst, ich.

Ich denke, dass diese intensiven Momente, die noch dazu unendlich weit über einen selbst hinausweisen, das sind, was uns letztlich ausmacht, unsere Persönlichkeit offenbaren. Hier kommt jeder zum Grund seines Ichs. Dort eine Zeit zu verweilen und diese Innenansicht wahr- und anzunehmen, erlaubt mir später ganz ich zu sein, mehr noch: über mich hinauszuwachsen. Insofern stellt Authentizität auch die Basis für Spiritualität dar: Vom glaub-würdigen eigenen Ursprung gelange ich zum umfassenden Ganzen.

Natürlich sind das außergewöhnliche Tiefenerfahrungen - selten und ganz und gar nicht alltäglich. Die Frage lautet aber: Lasse ich sie überhaupt noch zu? Ich denke, viel zu wenig. Viele Menschen - und ich nehme mich selbst davon gar nicht aus - rennen von Termin zu Termin, von Event zu Event und vielleicht sogar einen Marathon - dabei aber immer weiter weg von sich selbst. Mit der großen Gefahr des Irrwegs.

Wer nicht seinem inneren Kompass folgt, diesen gegebenenfalls auch nachjustiert, verliert bisweilen seinen Pfad. Und ist so auch seinen Mitmenschen keine Hilfe mehr.

Das Leben spielt sich in Wahrheit in einem eng begrenzten zeitlichen Rahmen ab. Gerade vor diesem Hintergrund sollten wir das geben, was uns ureigenst gegeben ist: uns selbst, in unserer Einzigartigkeit.

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