Gedanken für den Tag

von Doris Schretzmayer, Schauspielerin. "Weckruf zum Lernen". Gestaltung: Alexandra Mantler

Ich weiß nicht, ob wir im Leben wirklich etwas lernen können. Ich glaube, das Wichtigste wissen wir, es ist tief in uns angelegt und wir vergessen es immer wieder. Wir brauchen Erinnerungen und manchmal heftige "wake up calls", damit wir uns wieder spüren und wir wieder fühlen, worauf es uns ankommt. Das Herz weiß und sieht alles, da bin ich mir sicher - aber oft ist es eben kurzsichtig geworden und die Verbindung zum Hirn ist ein bisschen verheddert.

Ich glaube, dass schulische und universitäre Bildung unendlich wichtig ist, da daraus tiefes Verständnis für die Welt und unser Leben erwachsen kann. Kann! - Was genau bedeutet Bildung? Welches "Bild" mache ich mir denn von mir, von anderen und der Welt? Beinhaltet unsere Schulbildung auch eine Anleitung zu aufgeschlossenem Denken und erfahre ich Werte im Sinne von "Was ist mir etwas wert?" oder geht es nur um das Erreichen von guten Noten oder eines Diploms, mit dem ich in meinem Lebenslauf punkten will?

In unserem Schulgesetz unter Paragraph 2 ist folgendes zu lesen: "Die österreichische Schule hat die Aufgabe, an der Entwicklung der Anlagen der Jugend nach den sittlichen, religiösen und sozialen Werten - sowie nach den Werten des Wahren, Guten und Schönen durch einen ihrer Entwicklungsstufe entsprechenden Unterricht mitzuwirken."

Was ist denn dieses Wahre, Gute und Schöne? Weiß ich das? Habe ich dafür ein Gespür? Und kann ich erwarten, dass die Schule das weiß?

Dazu ein sehr schöner Text von Christian Morgenstern:

Wer vom Ziel nichts weiß,
kann den Weg nicht haben,
wird im selben Kreis
all sein Leben traben;
kommt am Ende hin,
wo er hergerückt,
hat der Menge Sinn
nur noch mehr zerstückt.

Wer vom Ziel nichts kennt,
kanns doch heut erfahren;
wenn es ihn nur brennt
nach dem Göttlich-Wahren;
wenn in Eitelkeit
er nicht ganz versunken
und vom Wein der Zeit
nicht bis oben trunken.

Denn zu fragen ist
nach den stillen Dingen,
und zu wagen ist,
will man Licht erringen;
wer nicht suchen kann,
wie nur je ein Freier,
bleibt im Trugesbann
siebenfacher Schleier.

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Georg Philipp Telemann/1681 - 1767
Album: THIS IS CLASSIC - TELEMANN: SONATEN, SUITEN UND KLEINE STÜCKE AUS "DER GETREUE MUSIC MEISTER"
* Sans Souci - 2.Satz (00:02:00)
Titel: Suite für Oboe und Basso continuo in g-moll - aus "Der Getreue Music Meister" / 3.Lektion
Solist/Solistin: Heinz Holliger /Oboe
Solist/Solistin: Klaus Thunemann /Fagott
Solist/Solistin: Christiane Jaccottet /Cembalo
Länge: 02:00 min
Label: Denon DEG 10016

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