Gedanken für den Tag

von Alexander Tschernek, Schauspieler. "Jeder Tag hat seine eigenen Sorgen" - Pragmatische Meditationen über Geist und Geld und Gutesleben. Gestaltung: Alexandra Mantler

Sorgen

Jeder Tag hat seine eigenen Sorgen. Ängste sind nicht so gut. Sorgen schon besser. Aber auch nicht so schön. Für Morgen sorgen - tönt sinnvoll. Klug. Vielleicht sogar weise. Planend... Ein Mensch ohne Sorgen ist kaum vorstellbar. Ich kann mir mich ohne Sorgen nicht vorstellen. Sorgen gehören zum Leben dazu; auch zum guten Leben. Ängste muss ich ernst nehmen, aber ich will sie loswerden - ich glaube, dass man sie mit gutem Denken wegfegen kann. Meine Sorgen allerdings will ich nicht so einfach über den Jordan schicken - ich hab ja nicht nur wegen mir Sorgen, ich sorge mich auch um andere Menschen, zuweilen um den besorgniserregenden Zustand der Welt... Sind das nicht "gute" Sorgen? Wobei: Von Sorgen frei sein ist auch keine schlechte Vorstellung.

Immer wieder mal bekommt man den Satz ins Ohr und Herz gedonnert "Geld macht nicht glücklich, nimmt aber viele Sorgen." - Da mag schon was Wahres dran sein, aber ich mag diesen Satz trotzdem nicht. Wenn reiche Menschen ihn sagen, klingt er, finde ich, rechtfertigend dekadent. Und wenn arme Menschen ihn sagen, klingt es dann doch wieder nach Abhängigkeit vom Geld. Das muss doch tiefer gedacht werden können! D.h. höher - also religiöser, spiritueller...?! Im 6. Kapitel des Matthäus-Evangeliums, das mich diesbezüglich nachhaltig beeindruckt und nachdenken lässt, steht es radikal eindeutig:

"Niemand kann zwei Herren dienen. Ihr könnt nicht Gott und dem Mammon dienen." Und: "Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo Diebe nachgraben und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht nachgraben noch stehlen." Schätze im Himmel....! Ist vielleicht ein Konto, ist ein Sparbuch ein totes Grab?

Ich kann übrigens Sören Kierkegaards Ausführungen zum 6. Kapitel des Matthäus-Evangeliums zur Lektüre sehr empfehlen - "Zur Selbstprüfung der Gegenwart anbefohlen", so der Titel. Da spricht er auf wunderbar erhellende Weise über die Vögel im Himmel und die Lilien auf dem Felde, und wie es uns doch gelingen könnte und müsste, Gott endlich als Mitarbeiter zu begreifen...!

Service

Alexander Tschernek
Projekt Bank für Gemeinwohl
Das Lied von der belebenden Wirkung des Geldes - Ö1-CD
29.10. RadioKulturhaus: PHILOSOPHIE PUR - ALEXANDER TSCHERNEK & FRIENDS

CD: Alexander Tschernek, "Geist und Geld und Gutesleben", ORF-CD773

Buch: Christian Felber, "Geld - Die neuen Spielregeln", Verlag Deuticke
Buch: Christian Felber, "Die Gemeinwohlökononie - Das Wirschaftsmodell der Zukunft", Verlag Deuticke

Buch: Daniel Häni, Philip Kovce, "Was fehlt, wenn alles da ist? - Warum das bedingungslose Grundeinkommen die richtigen Fragen stellt", Verlag Orell Füssli

Buch: Sören Kierkegaard, Gesammelte Werke und Tagebücher, hersg. von E. Hirsch, H. Gerdesund H.M. Junghans Band 19, Zur Selbstprüfung der Gegenwart anbefohlen ( 27. / 29. Abt.), Grevenberg Verlag Dr. Ruff & Co. OHG, Simmerath 2003

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Wayne Shorter/geb.1933
Album: SHORTER MOMENTS - THE MUSIC OF WAYNE SHORTER
Titel: Miyako/instr.
Solist/Solistin: Klaus Wienerroither /Gitarre < rechter Kanal >
Solist/Solistin: Thomas Mauerhofer /Gitarre < linker Kanal >
Länge: 01:30 min
Label: ORF Radio Österreich 1 Edition

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