Gedanken für den Tag

von Waltraud Barton, Mediatorin, Autorin und Gründerin des Vereins IM-MER. "Totengedenken heißt ans Leben denken". Gestaltung: Alexandra Mantler

Die Geburt ist Teil des Lebens, der Tod ist es auch. Die Friedhöfe in Österreich sind voll mit Grabsteinen, auf denen steht: Hier ruht in Frieden...!

Als mein Vater letzten Sommer starb, hatte er das friedvollste Gesicht, das man sich vorstellen kann. Ich hatte immer eine schwierige Beziehung zu ihm gehabt, aber als er starb, hatte ich ihm mit Achtung und Zuneigung alles gesagt, was zwischen uns zu sagen gewesen war und er mir auch. Wenn ich an meinen Vater denke, sehe ich sein friedvolles Todesgesicht vor mir und das Wort "ausgesöhnt" fällt mir ein.

Vor wenigen Tagen durfte ich bei der 20-Jahr-Feier des Vereins "Steine der Erinnerung" gemeinsam mit Michael Schottenberg lesen, mein Part war jener der Vereinsgründerin Elisabeth Ben David-Hindler und so fielen mir auch ihre Sätze zu: "Lieber Martin, danke für den Brief. Er ist wirklich herzzerreißend." - Gemeint war der Abschiedsbrief von Erna und Robert Auer, aus Wien deportiert und 1942 in Treblinka ermordet. Herzzerreißend, wie dieses Ehepaar Abschied nimmt, danke sagt für alles Gute und Gottes Segen erbittet für alle ihnen Nahestehenden, allen voran für seine Kinder, wissend, dass es sie nie wiedersehen wird. Ob die Kinder auch wussten, dass sie die Eltern nie mehr sehen würden, als sie wenige Jahre zuvor hatten mit einem Kindertransport aus Wien fliehen können? Wie viele Worte waren ungesagt geblieben? Wien ist voll davon.

Auch heute geht es nicht darum, einander nur Liebes zu sagen. Wenn wir den anderen nicht erzählen, wenn sie uns wehtun, kränken, nehmen wir ihnen auch die Chance, "Es tut mir leid" zu sagen und um Entschuldigung zu bitten. Und wir nehmen uns die Möglichkeit, zu verzeihen und ausgesöhnt zu sterben. Und weil wir nicht wissen, wann es so weit sein wird: fangen wir heute damit an - zu leben.

Service

Buch, Waltraud Barton (Hg.), "Das Totenbuch - Maly Trostinec. Den Toten ihre Namen geben", Edition Ausblick

IM-MER. Initiative Malvine - Maly Trostinec erinnern
Edition Ausblick

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Paul McCartney
Bearbeiter/Bearbeiterin: George Martin
Bearbeiter/Bearbeiterin: Carl Aubut
Gesamttitel: THE FAMILY WAY - Konzertante Variationen op.1 / aus dem gleichnamigen Film / "Honigmond 67" / Bearbeitung
* Variation Nr.1 (00:03:09)
Solist/Solistin: Carl Aubut /Gitarre
Solist/Solistin: Claire Marchand /Flöte
Solist/Solistin: Andre Moisan /Klarinette
Ausführende: Quatuor Claudel String Quartet
Solist/Solistin: Elaine Marcil /Violine
Solist/Solistin: Marie Josee Arpin /Violine
Solist/Solistin: Margot Aldrich /Viola
Solist/Solistin: Therese Motard /Violoncello
Länge: 02:00 min
Label: Philips 4542302

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