Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

Vom stillen Örtchen. Eine Kulturgeschichte der Toilette
Anlässlich des "Welt-Toilettentag" der Vereinten Nationen. Gestaltung: Wolfgang Slapansky

Der 19. November ist der Welt-Toilettentag der Vereinten Nationen. Was etwas skurril klingt, hat einen ersten Hintergrund. Rund 40 Prozent der Weltbevölkerung verfügt über keine hygienischen Sanitäreinrichtungen. Schwerwiegende Krankheiten sind die Folge. Schon in der Antike gab es ausgeklügelte Abwassersysteme mit Abortanlagen und Kloaken, also Abwassersysteme. Im alten Rom konnten sich die Reichen bereits Latrinen leisten, bei denen Fließwasser zur Spülung verwendet wurde. Das, was in den Latrinen landete, war wertvoll. Urin brauchte man für die Gerberei und das Färben von Textilien, Kot war ein gefragter Dünger. Im Mittelalter gab es in Burgen und Klöstern Aborterker, eine einfache Öffnung nach außen. Ansonsten waren Senkgruben mit einem darüber liegenden Holzsitz oder Holzbalken über Jahrhunderte die gängige Praxis. Ganz so still war es oft nicht, am "stillen Örtchen". Aborte waren über Jahrhunderte Orte der Kommunikation, des Tratsches. Zu zweit oder noch mehr saß man zusammen, verrichtete die Notdurft und tauschte Neuigkeiten aus. Mit der Urbanisierung im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde auch die Entsorgung von Fäkalien zu einem riesigen Problem. In vielen Großstädten brachen Seuchen aus, war das Grundwasser vergiftet. Das war die Zeit, dass die Städte begonnen, aus hygienischen Gründen eine umfassende Kanalisation zu errichten. Das WC, wie wir es heute kennen, aus Porzellan, mit Wasserspülung und Anschluss an die Kanalisation, ist ein Produkt des 20. Jahrhunderts. Als neueste Entwicklung gilt die vollautomatische Toilette. Es wird kein Papier mehr benötigt. Ein Wasserstrahl und ein Föhn sorgen nach dem Stuhlgang für hygienische Sauberkeit. Übrigens: Papst Julius I. gilt als Schutzherr der Latrinenreiniger.

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