Da capo: Im Gespräch

"Das Prinzip der Drecksschleuder gehört bei vielen Zeitungen zum Inventar". Renata Schmidtkunz spricht mit Umberto Eco, Schriftsteller, Kolumnist, Philosoph, Medienwissenschafter und Semiotiker

Einmal noch hat er zugeschlagen: der 83-jährige Semiotikprofessor und einer der führenden Intellektuellen Italiens hat seinen letzten Roman vorgelegt. Denn: "jetzt reicht es wirklich", so Umberto Eco. "Nullnummer" ist ein "pamphletistischer Roman, der das Horrorbild einer Zeitung malt", sagt Eco und begehrt damit auf gegen politische Resignation und denkerische Faulheit. Der mittelmäßige Übersetzer und Lektor Colonna soll für einen dubiosen Medienzar die Nullnummer einer geplanten Tageszeitung herstellen. Mit diesem Blatt sollen durch die Verbreitung schmutziger Gerüchte politische Gegner und Konkurrenten geschädigt werden.

Eco skizziert wieder die Medienwirklichkeit seiner Heimat, die in den letzten 20 Jahren tief im Berlusconismus versunken ist. Berlusconi hat zwar die flächendeckende Verblödung der italienischen Öffentlichkeit initiiert, aber mit seiner offen zur Schau getragenen Liebe zur Korruption die Menschen nicht terrorisiert, sagt Eco.

Am 3.Dezember präsentierte Umberto Eco sein Buch im Wiener Burgtheater. Renata Schmidtkunz spricht dort mit ihm über die politische Zukunft Italiens, den öffentlichen Stellenwert von Verschwörungstheorien und darüber, was wichtiger ist: Romane zu schreiben oder mit den Enkelkindern zu spielen.

Service

Umberto Eco "Nullnummer", Übersetzung von Burkhart Kroeber, Hanser Verlag München, 2015
Michael Nerlich, "Umberto Eco. Die Biographie", A. Francke Verlag Tübingen, 2010
Umberto Eco und Jean-Claude Carrière, "Die große Zukunft des Buches. Gespräche mit Jean-Philippe de Tonnac", Übersetzung von Barbara Kleiner, Hanser Verlag München, 2011

Umberto Eco
Hanser Literaturverlage - Umberto Eco
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