Gedanken für den Tag

von Eleonore Lappin-Eppel, Historikerin. "Lichterfest in dunkler Zeit" - Gedanken zum jüdischen Chanukka-Fest. Gestaltung: Alexandra Mantler

Zu Chanukka werden in der Synagoge besondere Gebete gesprochen, in denen Gott für die Wunder gepriesen wird. Es waren dies der wunderbare Sieg der Makkabäer gegen die feindliche Übermacht und das Lichtwunder, als nach der Wiedereinweihung des Tempels ein kleines Kännchen Öl das ewige Licht in der Menorah nicht nur einen, sondern acht Tage lang speiste, bis frisches rituell reines Olivenöl hergestellt werden konnte. Die Makkabäer-Bücher, welche die Geschichte von Chanukka enthalten, sind nicht Teil der hebräischen Bibel. Daher werden im täglichen Gottesdienst Bibelabschnitte gelesen, die von anderen Tempeleinweihungen berichten. Damit wird auch die Geschichte von Chanukka in den biblischen Kanon integriert.

In Anlehnung an die Menorah im Tempel stehen alle acht Lichter in einer Reihe. Ein neuntes Licht steht etwas höher oder ragt seitlich hervor. Das ist der Diener, mit dem die Chanukka-Lichter angezündet werden. Denn diese dürfen nur zur Betrachtung dienen und weder zum Entzünden eines anderen Lichts noch zur Beleuchtung des Raums verwendet werden. Die Chanukka-Lichter werden in Anwesenheit der ganzen Familie angezündet. Dabei wird acht Tage lang täglich eine Kerze mehr entzündet, um zu versinnbildlichen, dass das Lichtwunder täglich größer wird. Am achten Tag erstrahlen dann acht Kerzen.

Die Lichter sollen die Wunder von Chanukka verkünden und daher in einem Fenster stehen. Allerdings betonen die rabbinischen Weisen, dass Juden, die befürchten müssen, dadurch Übergriffe der nichtjüdischen Umwelt zu provozieren, davon befreit sind. Dass in Wien seit einigen Jahren ein großer Leuchter auf der Kärntnerstraße die Chanukka-Wunder verkündet, zeugt davon, dass sich die Jüdinnen und Juden heute hier sicher und akzeptiert fühlen und selbstbewusst ihre Traditionen leben können.

Service

Bücher:

Eleonore Lappin-Eppel, Dieter Hecht, Michaela Raggam Blesch, "Topographie der Shoah. Gedächtnisorte an das zerstörte jüdische Wien", Mandelbaum Verlag
Eleonore Lappin-Eppel, Petra Ernst (Hg.), "Jüdische Publizistik im Zeichen des Ersten Weltkriegs", Studienverlag

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Moyshe Ivker/1898 - 1972
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Morris Rosenfeld/1862 - 1923
Album: BENKSHAFT (SEHNSUCHT) - JIDDISCHE LIEDER "LIDER VEGN LIBSHAFT, ARBET, REVOLUTSYE, MESHIEKH, YON TOYVIM, BAFRAYUNG, AMERIKE"
Titel: oy, ir kleyne likhtelekh
Textanfang: oy, ir kleyne likhtelekh, ir dertseylt geshikhtelekh
Anderssprachiger Textanfang: Oh, ihr kleinen Flammen, ihr erzählt Geschichten
Solist/Solistin: Daniel Kempin /Gesang, Gitarre
Länge: 02:00 min
Label: MELISMA 30462

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