
PICTUREDESK.COM
Doublecheck | 03 07 2025
Boulevard der gebrochenen Regeln
Nach dem Amoklauf in Graz haben vor allem die Boulevard-Medien in ihrer Berichterstattung jeden Skrupel vermissen lassen. Videos von Schülerinnen und Schülern auf der Flucht, Bilder von abgedeckten toten Körpern, psychologisierende Abhandlungen über den Täter. Kein Tabu, vor dem man zurückgeschreckt wäre. Keine Regel, die nicht gebrochen worden ist. Der Presserat und die Medienbehörde haben viel Arbeit, die Politik reagiert sogar mit einem Runden Tisch. Die Einsicht bei den Medien-Verantwortlichen hält sich in Grenzen.
3. Juli 2025, 18:30
Ein Medien-Versagen mit Anlauf
Die Regeln zur Berichterstattung über Amoktaten wären einfach zu befolgen. "Gib dem Täter keine Bühne", mahnen Fachleute und Betroffene immer wieder. Und trotzdem ist auch bei der Tragödie in Graz viel schiefgelaufen. Medien leisten kostenlose PR-Arbeit für Amoktäter, wenn sie ihn auf ihre Titelblätter packen, kritisiert Gisela Mayer. Die Psychologin und Ethikerin hat 2009 beim Amoklauf in Winnenden ihre Tochter verloren und setzt sich heute für eine verantwortungsvolle Berichterstattung ein. #doublecheck hat mir ihr gesprochen. Forschungsergebnisse könnten Medienmacher motivieren. Denn sorgsame Berichterstattung kann dazu beitragen, Gewalttaten zu verhindern. Aber schafft es die Branche, sich selbst zu regulieren, oder braucht es wirklich die Peitsche des Medienministers?
Mehr dazu in oe1.ORF.at
Dreikampf um Aufmerksamkeit
In der Kritik nach Graz standen nicht nur der Boulevard und FPÖ-nahe Propaganda-Kanäle, sondern auch das altehrwürdige "profil". Das ist gerade 55 geworden und hat das groß gefeiert. Aber gibt es für Wochenmagazine gerade wirklich Grund zum Feiern? #doublecheck wirft einen Blick hinter die Kulissen von "profil" sowie seiner Mitbewerber "Falter" und "News". Seit Breaking News via Internet frei Haus geliefert werden, haben sich längst Tageszeitungen im Revier der Magazine eingenistet. Die müssen sich neu erfinden, viel ausprobieren, und das geht natürlich leichter, wenn man ökonomisch auf sicheren Beinen steht. Dem "Falter" gelingt das recht gut, "profil" und "News" werden von ihren Eigentümern trotz Verlusten durchgetragen und bleiben zuversichtlich.
Mehr dazu in oe1.ORF.at