Zwischenruf

von Pfarrerin Birgit Lusche (Mitterbach, NÖ)

Warten - wer wartet schon gerne? Warten - das scheint nutzlos verronnene Zeit. Und wozu eigentlich warten? Gerade jetzt im Advent.

Noch zwölf Tage warten auf Weihnachten. Man könnte doch alle Fenster beim Adventkalender gleich - auf einmal - aufmachen, damit es nicht so lange dauert bis zum Christkind. Das denkt sich anscheinend auch mein kleiner Sohnemann Rainer. Er wird nächste Woche zweieinhalb Jahre und kann und kann es nicht erwarten mit dem Türchen Öffnen. "Mama, Mama", ruft er und steht schon in der Früh vor dem mit Schokolade gefüllten Adventkalender. Nur mit vielen Ablenkungen lässt er sich überreden, dass jeden Tag nur ein Türchen geöffnet wird. Ja, es ist schon schwer - das warten.

Gerade jetzt im Advent scheint es uns oft nicht schnell genug zu gehen. Statt einfach nur zu Warten haben viele eine "zu erledigen - Liste", damit zu Weihnachten alles rechtzeitig fertig wird. Unsere Zeit definiert in sonderbarer Weise, was alles "fertig" sein muss zu Weihnachten.

Doch was ist, wenn dann alles fertig ist? Fertigsein beutet nämlich auch Stillstand, zum Abschluss gekommen. Was ist, wenn die Erwartung auf das Fest gelöst, die Geschenke ausgepackt - sind wir dann alle in Festtagsfreude oder sind wir "fertig", im wahrsten Sinne des Wortes.

Mir ist es in den ersten Jahren des Pfarrberufes so ergangen. Ich wollte alles "fertig" haben bis zum Heilig Abend - privat und beruflich. Und dann nach dem Heiligen Abend war ich manchmal richtig "fertig". Ein bisschen ausgelaugt und zu müde für die Festtagsfreude. Es war zwar alles "fertig" - doch ich bin auch zum Stillstand gekommen und das hat sich nicht so gut angefühlt.

In der Zwischenzeit hab ich dazugelernt und habe erfahren: Advent heißt ankommen bei uns, bei den anderen Menschen. Das kann auch bedeuten, ankommen bei Gott. Wir müssen uns nicht zu viel vornehmen, das klappt sowieso meistens nicht und endet im Frust. Ich habe es selbst erlebt, mit den kleinen Dingen anzufangen, kann helfen.

So werden Menschen ein wenig zu adventlichen Menschen, die dem Gefühl Platz lassen, Weihnachten tatsächlich sehnsuchtsvoll zu erwarten und wirklich darauf zu warten. Es muss wirklich nicht sein, alles "fertig" zu haben zum Heiligen Abend. Der Advent lädt ein, im Warten die Herzen zu öffnen und die Seele nachkommen zu lassen. Diese besondere Zeit kann zur Schule einer echten und tiefen Begegnung mit sich selbst, mit anderen und auch mit Gott werden, die dann anhält über die Feiertage hinaus.

Sendereihe