Erfüllte Zeit

27. Dezember 2015, 07:05

1. Josephs Traum: Der "schweigende" Nährvater

Er darf zwar an keiner Weihnachtskrippe fehlen - und doch steht Joseph selbst am Fest der "Heiligen Familie" irgendwie am Rande. In den Evangelien kommt er nicht einmal zu Wort - der "Nährvater" Jesu schweigt. Sein großer Moment, wenn man so will, kommt erst morgen, am Tag der "unschuldigen Kinder". Der erinnert an den Kindermord zu Bethlehem, vor dem Jesus, so der biblische Bericht, nur durch einen Traum seines "Nährvaters" Joseph gerettet wurde. Aus der "Heiligen Familie" wird eine Flüchtlingsfamilie, die in Ägypten offensichtlich freundliche Aufnahme findet.
Josephs Traum steht im Mittelpunkt eines Gedichtes der evangelischen Theologin Barbara Rauchwarter (gelesen von Ursula Scheidle), das die Weihnachtsgeschichte einmal aus der Perspektive des Vaters erzählt.


2. Ein Tag im Leben des Oberrabbiners

Eine Ära geht zu Ende: Mit 65 Jahren scheidet Paul Chaim Eisenberg aus seinem Amt als Oberrabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Wien. Oberrabbiner des Bundesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden Österreichs bleibt er zwar - sein Abschied in Wien ist für uns aber Grund genug, den unermüdlichen Oberrabbiner einmal einen Tag lang zu begleiten. Und wenn man anhand dessen merkt, WIE prallvoll der Tag des Oberrabbiners all die Jahre war, kann man ihm nur wünschen, dass ihm ein Pensionsschock erspart bleibt. Ein Nachfolger wurde übrigens bereits bestellt: Er heißt Arie Folger, ist 42 Jahre alt, stammt aus Belgien und war bisher unter anderem Oberrabbbiner in Basel und in München. - Gestaltung: Brigitte Krautgartner


3. Fast vergessen: Die erste Rabbinerin

Am 27. Dezember jährt sich zum 80. Mal der Tag, an dem eine mittlerweile meist vergessene Pionierin in ihr Amt eingeführt wurde: Regina Jonas. Sie hat, soweit bekannt, als erste Frau überhaupt das Amt einer Rabbinerin übertragen bekommen. Ihr Diplom ist jedenfalls auf den 27. Dezember 1935 datiert.
1902 in Berlin geboren, aufgewachsen in einem bescheidenen, aber sehr gläubigen Umfeld, hat sie ihr großes Ziel verwirklicht - lange bevor zum Beispiel evangelische Pfarrerinnen auf den Plan getreten sind. Das Judentum in Deutschland war in den frühen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts weitgehend von großer Offenheit geprägt - bis zur Katastrophe der Shoah, die auch Regina Jonas das Leben gekostet hat. Ein Beitrag von Brigitte Krautgartner.


4. Der zwölfjährige Jesus im Tempel - Kurzessay zu Lukas 2, 41 - 52

Am "Fest der Heiligen Familie" ist in den katholischen Kirchen ein Abschnitt aus der Kindheitsgeschichte nach Lukas zu hören. Auf der Heimreise vom Paschafest in Jerusalem kommt Joseph und Maria ihr zwölfjähriger Sohn abhanden: "Nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel; er saß mitten unter den Lehrern, hörte ihnen zu und stellte Fragen. Alle, die ihn hörten, waren erstaunt über sein Verständnis und über seine Antworten."
Die Gedanken dazu kommen von der katholischen Theologin, Psychotherapeutin und Psychoanalytikerin Helga Kohler-Spiegel.

Service

Israelitische Kultusgemeinde Wien
Wikipedia - Regina Jonas

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