Gedanken für den Tag

von Petra Ramsauer, Journalistin. "Tage der Hoffnung" - Zum 5. Jahrestag des "Arabischen Frühlings". Gestaltung: Alexandra Mantler

In einer E-Mail, die mir meine Freundin Menna an dem Morgen im Sommer 2011 in Kairo schrieb, stand: "Iss bitte so viel Du kannst, bevor Du weg gehst. Nimm einen festen Gürtel; zieh Dir so viele Kleider übereinander wie möglich an. Vergiss nicht die Gasmaske. Schreib Deinen Namen mit Kuli auf den Unterarm. Dann sehen wir uns am Tahrir."

Solche Listen an Vorsichtsmaßnahmen wurden immer länger. Alle haben dann irgendwann kapituliert und vom verheerenden Scheitern des Arabischen Frühlings gesprochen. Auch wir Journalisten, die wir uns anfangs von der Aufbruchsstimmung anstecken ließen. Verheerende Kriege sind ausgebrochen, die Hunderttausende das Leben kosteten und eine historische Flüchtlingswelle wurde ausgelöst. Terrorgruppen wie der "Islamische Staat" halten Teile Libyens, des Iraks und Syriens besetzt.

Am ersten Jahrestag des "Arabischen Frühlings" meinte die ägyptische Schriftstellerin Ahdaf Soueif bereits pessimistisch: "Es hat sich etwas verändert. Heute haben wir einen anderen Blick auf unsere Probleme. Es ist uns klar, dass man nicht in wenigen Wochen Gesellschaften und Staaten verändern kann, die Jahrzehnte auf Korruption und Unterdrückung beruhten. Wir begreifen heute, wie enorm die Anstrengung sein wird, bis wir echten neuen Boden gewinnen." Die erste Bilanz bot auch Lichtblicke: Freie Wahlen, erstmals in der Geschichte Ägyptens, in Tunesien und Libyen, fanden da statt.

Jetzt, am fünften Jahrestag, ist sie verheerend, diese Bilanz. - Und vielleicht dauert es bis zum 50. Jahrestag des "Arabischen Frühlings", bis die Aufstände von damals wieder ohne Scheu so genannt und auch als das eingeordnet werden, was sie eigentlich waren: als Aufschrei gegen ein System, dessen wahre Zerstörungskraft sich erst in dem Augenblick seines Zusammenbruchs zeigte. Aber auch als ein epochaler Moment, in dem Angst abgeschüttelt wurde, Hoffnung aufkeimte, Mut frei wurde und die Jugend ihre Zukunft einforderte.

Service

Buch, Petra Ramsauer, "Die Dschihad-Generation. Wie der apokalyptische Kult des Islamischen Staats Europa bedroht", Verlag Styria

Kostenfreie Podcasts:
Gedanken für den Tag - XML
Gedanken für den Tag - iTunes

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Urheber/Urheberin: Traditional
Urheber/Urheberin: Ägypten
Vorlage: Wolfgang Amadeus Mozart/1756 - 1791
Bearbeiter/Bearbeiterin: Huges de Courson /Arrangement
Gesamttitel: MOZART IN EGYPT 2 - Mozart und Ägyptische Folklore - eine Idee von Hughes de Courson und Ahmed al Maghraby
Titel: Al Sahm al Taeh < Ein Pfeil, vom Wüstenwind getragen, fliegt ohne Ziel; d.freie Bearbeitung des Terzetts "Soave sia il vento" aus "Cosi fan tutte" symbolisiert das Pfeifen des Wüstenwindes >
Ausführende: The 202 Singers and Musicians /Mitglied
Länge: 02:00 min
Label: Virgin Classics 5457322 DDD

weiteren Inhalt einblenden