Gedanken für den Tag

von Johnny M. Bertl, Musiker. "Dunkelgrau und zartbitter" - Gedanken zum 70. Geburtstag von Ludwig Hirsch. Gestaltung: Alexandra Mantler

Glück

Welcher Mensch ist grantig, missmutig, neidvoll oder aufsässig, kleinlich oder intolerant, gewaltbereit oder sogar radikalisierbar? Ein Unglücklicher! Will das jemand freiwillig sein? Unglücklich? Ich glaube nicht.

Also sind im Grunde alle Menschen auf der Suche nach Glück. Aber wo wird man fündig? Der kapitalistische Westen sagt: Glücklich kann nur der werden, der alles hat. Östliche Philosophien behaupten genau das Gegenteil, und manche Religionen vertagen das glücklich Sein gleich aufs Jenseits.

Ich denke: Jeder Mensch, dessen Leben nicht bedroht ist und der nicht an Hunger leidet, kann Glück selber herstellen, denn glücklich sein hat für mich viel mit Gelingen zu tun. Wenn es jemandem gelingt, ein selbstgestecktes Ziel aus eigener Kraft zu erreichen, dann ist er mit sich zufrieden und zufrieden sein bedeutet glücklich sein. Interessant dabei, dass schon die kleinste Bewegung in Richtung Ziel Zufriedenheit auslöst.

Klingt doch recht einfach? Warum sind dann so viele unzufrieden? Ich glaube, die meisten Menschen verfolgen keine eigenen, sondern fremdbestimmte Ziele, das ist der Punkt. Entweder bemerken sie gar nicht, dass ihre Ziele aus der Werbung stammen oder vom sozialen Umfeld vorgegeben sind, oder sie habens inzwischen bemerkt, sind aber zu ängstlich, um etwas zu verändern. Beides ist mit Sicherheit die perfekte Anleitung zum nicht glücklich Sein.

Bei Ludwig findet sich die Textzeile: "Nur was man gern macht, macht man gut"! Ich ergänze: Und was man gut macht, macht auch Sinn für die Gesellschaft, denn es macht zufrieden, es bringt also Frieden. Ich leite daraus sogar eine soziale Verpflichtung jedes einzelnen ab, glücklich zu sein und bin mit diesem Gedanken nicht alleine: In Bhutan gibt es inzwischen eine Art Staatsminister für Glück und ein Unterrichtsfach an den Schulen zu diesem Thema.

Nur die Arbeit an selbstgesteckten Zielen bringt dauerhafte Zufriedenheit. Überprüfen Sie, wer Ihre Ziele definiert. Vielleicht laufen Sie ja einigem hinterher, das Sie gar nicht wollen, dann warten Sie nämlich vergeblich auf Glück.

Service

Buch, Andy Zahradnik, Cornelia Köndgen, Johnny M. Bertl, "I lieg am Ruckn. Erinnerungen an Ludwig Hirsch", Verlag Ueberreuter

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Urheber/Urheberin: Hirsch
Album: In meiner Sprache
STERNDERL SCHAUN
Ausführender/Ausführende: Ludwig Hirsch
Länge: 02:00 min
Label: Polydor 849017

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