Gedanken für den Tag

von Jaleh Lackner-Gohari, Ärztin und Menschenrechtsaktivistin. "Ein neuer Tag, ein neues Jahr" - Gedanken zu Nowruz. Gestaltung: Alexandra Mantler

NOWRUZ ist das Neujahrsfest im Iran und in einigen anderen Ländern der Region. Ein Fest, das vielleicht das älteste Fest der Welt ist, das noch immer von Millionen Menschen zelebriert wird. Die Forschung weiß, dass Nowruz mit Sicherheit vorchristliches, aber auch vor- zarathustrianisch ist. Als Fest existiert es seit über 3000 Jahren.

FREUDE ist ein Prinzip in NOWRUZ. Freude, die man selbst empfinden soll, aber auch Freude, die man anderen gewähren sollte. Auch der Glaube daran, dass ERNEUERUNG und Freude daran möglich sind. Die Regelmäßigkeit des Wunders, wenn es plötzlich Frühling wird, ist - wenn man es so verstehen will, wie ich das tue - eine Metapher dafür, dass auch die Kälte nicht ewig bleibt. Für mich ist es so wichtig, weiter glauben zu können, dass Veränderung und Erneuerung immer möglich sind. Auch im Zusammenhang mit der großen Vergänglichkeit ist mir NOWRUZ ein Zeichen; etwas vergeht scheinbar nur, um wieder zu kommen. Aussicht auf Hoffnung, diesen wichtigen Motor des Daseins!

Hier fällt mir eine andere Eigenheit vom NOWRUZ-Zelebrieren ein: schenken können, beschenken, nicht als Almosen, sondern als Freude, die man macht. Freude, dass man schenken kann. Teilen, Freude machen, den behaglichen Platz, den man bewohnt, mit jemandem teilen, dem das Dach über dem Kopf weggerissen wurde, und der friert. Um NOWRUZ gibt es viele Legenden, was den Ursprung und die Symbolik seiner Entstehung betrifft.

Der in der iranischen Mythologie mehrfach erwähnte König Jamschid soll darum gebetet haben, dass die enorm lange Frostzeit in jedem Jahr verkürzt wird. Die Gnade wurde ihm gewährt und mehr schöne und warme Monate waren zu verzeichnen. Jamschid brauchte außerdem für die wachsende Anzahl seiner Untertanen im Reich mehr Platz. Und die Legende weiß, dass sich auch dieser Wunsch erfüllte und sein Reich sich um ein Drittel vergrößerte. Dann hatten alle Platz zum Leben.

Wie gern würden wir heute ein solches Wunder herbei sehnen, damit mehr Schutzsuchende, die vor Krieg und seinem unbarmherzigen Feuer davon laufen, auch Platz finden, dort wo Friede und Wohlstand herrscht. Ich glaube fest daran, dass Fabeln sich immer auf die Wirklichkeit vom Leben und von wirklichen Menschen beziehen. So auch diese.

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Titel: GFT 160316 Gedanken für den Tag / Jaleh Lackner-Gohari
Länge: 03:49 min

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