Radiodoktor - Medizin und Gesundheit

Gemeinsam stärker - die Arbeit der Selbsthilfegruppen


Zusammen ist man weniger allein. Wenn eine körperliche oder seelische Erkrankung, ein Schicksalsschlag oder ein soziales Problem das Leben beeinträchtigt, so finden Betroffene Rat und Hilfe bei Menschen in ähnlichen Lebenssituationen.
Österreichweit sind rund 250.000 Personen in 1.700 Selbsthilfegruppen organisiert. Sie dienen dem Informations- und Erfahrungsaustausch von Betroffenen und auch deren Angehörigen, stellen Kontakte zu Spezialisten her oder helfen dabei, an Förderungen zu kommen. Darüber hinaus werden gemeinsame Unternehmungen angeboten, um den Fokus für einige Momente von der Krankheit zu lenken. Bei den regelmäßigen Treffen kann offen über all jene Themen geredet werden, über die man in seinem üblichen, sozialen Umfeld nicht sprechen möchte oder kann. Nicht selten entstehen dabei Freundschaften fürs Leben.
Die Tätigkeitsbereiche der Selbsthilfeorganisationen sind vielfältig, es gibt Gruppen für rheumatisch Erkrankte, Diabetiker und Herzleidende, Personen mit Zwangsstörungen, für trauernde Eltern, Menschen nach Schädel-Hirn-Traumata oder für erwachsene, umgeschulte Linkshänder. Von kleinsten Gruppen bis zu gut organisierten gemeinnützigen Vereinen reicht das Spektrum. Je besser organisiert und vernetzt, desto leichter lassen sich auch die Interessen der Mitglieder vertreten.
Schließlich sind Selbsthilfegruppen mehr als nur eine Schicksalsgemeinschaft. "Es ist nicht das gemeinsame Jammern, wir gehen aktiv die anstehenden Probleme an, betreiben Medienarbeit, engagieren uns politisch und organisieren Fortbildungen für medizinisches Personal - etwas, das letztlich den Patientinnen und Patienten zu Gute kommt", erklärt Helga Thurnher von der Selbsthilfe Darmkrebs. Vor allem möchte man mittels Aufklärungskampagnen den vielfältigen Formen der Stigmatisierung in der Bevölkerung entgegenwirken. Finanziert werden die Gruppen zumeist aus Spenden, Mitgliedsbeiträgen oder Sponsor-Geldern, die meist von pharmazeutischen Firmen stammen. Da diese hier sicherlich nicht immer ganz uneigennützig agieren, ist im Artikel 10 des Pharmig-Verhaltenskodex die Zusammenarbeit mit Patientenorganisationen geregelt.
Die Selbsthilfe ist ein wichtiger Bestandteil im Sozial- und Gesundheitssystem. Bislang gibt es jedoch noch keine rechtliche Grundlage, die dafür sorgt, dass Patientenorganisationen bei relevanten, gesundheitspolitischen Entscheidungen in den Gremien von Bund, Ländern oder der Sozialversicherung ihr Votum einbringen können. In andern Staaten wie England, den Niederlanden oder Deutschland ist die Mitbestimmung bereits auch gesetzlich geregelt. Die Dachorganisation ARGE-Selbsthilfe versucht hier, die Interessen der vielen Gruppierungen zu vertreten.
Dr. Ronny Tekal beleuchtet mit seinen Gästen in der aktuellen Ausgabe des Radiodoktors die Bedeutung der Selbsthilfegruppen für ein - im wahrsten Sinn des Wortes - gesunderes Miteinander.

Eine Sendung von Dr. Ronny Tekal
Redaktion: Dr. Christoph Leprich.

Service

Sendungsgäste im FH Wien:
Mag.a Heidrun Rader
Selbsthilfe-Unterstützungsstelle (SUS)
Wiener Gesundheitsförderung - WiG
Treustraße 35 - 43 / Stg. 6 / 1. Stock
A-1200 Wien
Tel.: +43/1/4000 76942
E-Mail
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Helga Thurnher
Präsidentin der Selbsthilfe Darmkrebs
Verein für Darmkrebsinformation
Untere Weißgerberstr. 19/12
A-1030 Wien
Tel: +43/1/714 71 39
E-Mail
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Sendungsgast im Landesstudio OÖ:
Hubert Kehrer
Obmann-Stellvertreter Selbsthilfe Oberösterreich
Dachverband der Selbsthilfegruppen
Leiter der Selbsthilfegruppe für Leberkranke und Lebertransplantierte OÖ
Garnisonstraße 1a
A-4021 Linz
Tel.: +43/732/7976 66,
E-Mail
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Telefongast:
Stephanie Ehrmann
Selbsthilfegruppe Bi-Happy für Menschen mit bipolarer Störung (manisch-depressives Krankheitsbild)
Kardinal Rauscher-Platz 4 (Nachbarschaftszentrum)
A-1150 Wien
Tel: +43/664/190 18 28
E-Mail
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Links und Infos:
ARGE Selbsthilfe Österreich
Verzeichnis der Selbsthilfegruppen und der Dachverbände (Bundesministerium für Gesundheit)
Datenbank Selbsthilfeorganisationen
Medizinisches Selbsthilfezentrum Wien "Martha Frühwirt"
Selbsthilfe-Unterstützungsstelle der Wiener Gesundheitsförderung (WIG)
Broschüre "Selbsthilfe - Jetzt nehm ich's in die Hand"(WIG)
Pharmig Verhaltenskodex
Patientenbeteiligung bei der Entwicklung neuer Therapien (AGES)
Europäische Patientenakademie
Niederösterreichische Patientenanwaltschaft zur Mitbestimmung von Selbsthilfegruppen
Informationen über Empowerment, Norbert Herriger, Hochschule Düsseldorf

Bücher:
Fabian Haller, Horst Gräser
Selbsthilfegruppen
Verlag Beltz Juventa 2012
ISBN-13: 978-3779920861

Maria-Kletecka-Pulker, Katharina Leitner, Gerald Bachinger
Patient im Recht
Manz-Verlag 2015
ISBN-13: 978-3214137397

Sendereihe