Passagen
Wiener Vorlesungen: Menschenrechte und Menschenpflichten - ein historischer Kulturvergleich.
Die Anglistin, Ägyptologin, Literatur- und Kulturwissenschafterin Aleida Assmann zu Gast bei Hubert Christian Ehalt.
Bearbeitung: Robert Weichinger (aufgenommen am 22. Juni im Großen Sendesaal des ORF RadioKulturhauses)
1. August 2016, 16:00
Der zentrale Begriff, mit dem sich westliche, durch Aufklärung und Moderne geprägte Gesellschaften mit der sozialen Dimension des Menschen heute auseinandersetzen, sind die Menschenrechte. Die Moderne war historisch wesentlich dadurch gekennzeichnet, dass Beziehungen, die in der Geschichte personenbezogen waren, versachlicht wurden. Der Begriff Menschenrechte der Aufklärung bringt diese Versachlichung, die naturrechtlich argumentiert wird, zum Ausdruck. Die wissenschaftlichen und politischen Diskurse über die neuzeitlichen Menschenrechte lassen vergessen, dass es in den unterschiedlichen Verfassungen von Gesellschaft vor der Neuzeit und vor der Aufklärung zahlreiche Rechtsnormen gegeben hat, die eher den Charakter von Menschenpflichten als jenen von Menschenrechten hatten. Die Veranstaltung diskutiert die Frage, wie sich diese Materie der rechtlichen Stellung von Menschen in der Geschichte entwickelt hat.