Gedanken für den Tag

von Ewald Nowotny, Gouverneur der Österreichischen Nationalbank. "Geld und Leben" - 200 Jahre Österreichische Nationalbank. Gestaltung: Alexandra Mantler

Geld

Vor 200 Jahren - im Jahr 1816 - wurde die Oesterreichische Nationalbank gegründet. Das ist ein Anlass, um über Geld, seine Herkunft und das Wesen des Geldes zu sprechen.

Die Erfindung des Geldes vor etwa 2500 Jahren war eine der großen Errungenschaften der Menschheit. Ab dem 7. Jahrhundert vor Christus wurden erstmals Münzen geprägt. Mit dem Entstehen von Geld wurden überhaupt erst eine umfassende Arbeitsteilung und damit die Grundlage für eine moderne Gesellschaft möglich. Geld hat aber auch eine Wertaufbewahrungsfunktion und damit wurden auch Unterschiede im Vermögen und der damit verbundenen Macht sichtbar. Die Gier nach Geld und die Gier nach Macht können einander gegenseitig verstärken - und frühzeitig warnten Religionen vor den Gefahren dieser Gier.

In der Bibel lesen wir von der warnenden Geschichte des Goldenen Kalbes, Jesus attackiert im Tempel von Jerusalem die Geldwechsler - also die Banker der damaligen Zeit. 2013 hat Papst Franziskus für die heutige Zeit dramatische Worte gefunden, er spricht davon, dass "die Anbetung des antiken goldenen Kalbes eine neue und erbarmungslose Form gefunden hat im Fetischismus des Geldes". Der Papst ist natürlich nicht gegen Geld an sich, sehr wohl aber gegen den Umstand, dass Geld nicht als ein Mittel für ein sinnerfülltes Leben gesehen wird, sondern dass vielfach das Akkumulieren von Geld und Kapital ein übermächtiges Ziel darstellt.

Die Finanzkrise der vergangenen Jahre hat aber gezeigt, wie unzureichende Regulierungen der Finanzmärkte zu Fehlentwicklungen führen können, die das Leben von Millionen von Menschen beeinträchtigen und ganze Staaten an den Rand des Bankrottes bringen. Inzwischen hat man aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Es ist eine zentrale Aufgabe der Geld- und Finanzpolitik für Stabilität zu sorgen. Für Österreich ist diese Aufgabe durch die Europäische Zentralbank, die Nationalbank und die Finanzmarktaufsicht zu erfüllen.

Das ist vielleicht die wichtigste Lehre der vergangenen Jahre: Stabilität ist nie endgültig gesichert, sondern muss täglich neu erkämpft und neu durchgesetzt werden.

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Titel: GFT 160912 Gedanken für den Tag / Ewald Nowotny
Länge: 03:49 min

Komponist/Komponistin: Ludwig van Beethoven/1770 - 1827
Album: BEETHOVEN: SONATEN "QUASI UNA FANTASIA" - Pires
* Allegro molto e vivace - 2.Satz (00:01:47)
Titel: Sonate für Klavier Nr.13 in Es-Dur op.27 Nr.1
Populartitel: Sonata quasi una fantasia
Solist/Solistin: Maria Joao Pires /Klavier
Länge: 02:00 min
Label: DG 4534572

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